Thomas Aichhorn (2022): Zur Wiedereröffnung der WPV und zur Präsidentschaft August Aichhorns 1946-1949

Abstract

August Aichhorns vordringlichstes Ziel nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und dem Kriegsende war es, die Wiener Psychoanalytische Vereinigung (WPV) wiedereröffnen zu können und den Kontakt mit der International Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) wiederherzustellen. Wichtig wäre es für ihn gewesen, Mitglieder der „alten“ WPV dazu zu bewegen, ihn beim Wiederbeginn und vor allem bei der Ausbildung zu unterstützen. Dazu ist es schließlich nicht gekommen. Nach langwierigen Vorbereitungen konnte die Vereinigung am 10. April 1946 festlich wiedereröffnet werden. In einem Schreiben vom 26. Juli 1946 bestätigte Ernest  Jones, damals Präsident der IPV, die WPV als Mitglied der IPV.  Jones’ Beschluss wurde vom nächsten Kongress der IPV, der 1949 in Zürich stattfand, bestätigt. Die WPV nahm ihre Tätigkeit umgehend wieder auf, ein Lehrinstitut, ein Ambulatorium und eine Erziehungsberatungsstelle wurden eröffnet.  Ihre Lehr- und Kontrollanalysen setzten die „neuen“ Mitglieder der WPV bei Aichhorn, Fleischmann oder Jokl, die aus der Emigration nach Wien zurückgekommen waren, fort.  Zusätzlich zu seiner Arbeit als Lehr- und Kontrollanalytiker hielt Aichhorn zahlreiche öffentliche Vorträge und Seminare in seinen Spezialgebieten, nämlich in der Erziehungsberatung, der Arbeit mit den sogenannten Verwahrlosten und in der psychoanalytischen Aus- und Weiterbildung von im sozialen Bereich Tätigen.