Otto Rank - Biographie
1884 am 22.4. in Wien als Sohn des jüdischen Kusnthandwerkes Simon Rosenfeld und seiner Frau Karoline geboren.
Absolvierte die Staatsgewerbeschule.
1900 Wählte den Namen Rank für schriftstellerische Veröffentlichungen, interessierte sich für das Theater und die Schauspielerei, bildete sich autodidaktisch fort und beschäftigte sich vor allem mit Ibsen, Schopenhauer und Nietzsche.
1905, nach seiner Lektüre „Traumdeutung“, wurde er von seinem Hausarzt, Alfred Adler, Freud vorgestellt und wird bald darauf Sekretär der Mittwochgesellschaft, deren Zusammenkünfte er protokollierte (Originale sind im Archiv der WPV, heruasgegeben von Nunberg/Federn, 1962).
„Eines Tages führte sich ein absolvierter Gewerbeschüler durch ein Manuskript bei uns ein, welches außerordentliches Verständnis verriet. Wir bewogen ihn, die Gymnasialstudien nachzuholen, die Universität zu besuchen und sich den nichtärztlichen Anwendungen der Psychoanalyse zu widmen. Der kleine Verein erwarb so einen eifrigen und verläßlichen Sekretär, ich gewann an Otto Rank den treuesten Helfer und Mitarbeiter“, schreibt Freud 1914 in „Zur Geschichte der Psychoanalytischen Bewegung“ (Freud, 1914d, 63).
1908 Studium der Germanistik.
1908 Sekretär der neugegründeten WPV, „ich gewann an Otto Rank den treuesten Helfer und Mitarbeiter“, schriebFreud 1914 in „Zur Geschichte der Psychoanalytischen Bewegung“ (Freud, 1914d, 63).
1912 Promition zum Doktor der Philosophie (Die Lohengrin Sage).
Bis 1919 lag sein Arbeitsschwerpunkt auf den Anwendung der Psychoanalyse: Literatur und den Mythos: Der Mythus von der Geburt des Helden (1909), Ein Beitrag zum Narcissismus (1911a), Die Lohengrinsage (1911b), Das Inzest-Motiv in Dichtung und Sage (1912), Psychoanalytische Beiträge zur Mythenforschung (1919). Sein besonderes Interesse galt dabei demInzest-Motiv.
Ab 1919 begann Rank auch selber Psychoanalyse durchzuführen.
1912-1924 Redakteur der „Imago“ und der „Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse“.
Mitglieder des Geheimen Komitees (siehe dazu Wittenberger, 1995).
Während des I. Weltkrieges Herausgeber der „Krakauer Zeitung“, lernt in Krakau die Psychologiestudentin Beate Mincer/Münzer (geboren 1896 in Neusandetz, Polen, gestorben 1967 in Cambridge, USA).
1918 Ehe mit Beate Mincer, Das Paar ließ sich in Wien nieder.
1919-1924 Leiter des Internationalen Psychoanalytischen Verlags.
1922 Obmann-Stellvertreter der WPV
1921-1924 Alleinherausgeber der „Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse“.
1924 Reise in die USA:
Dr. Rank in Amerika (Bericht aus dem Korrespondenzblatt der IZP)
„Dr. Otto Rank begab sich Ende April nach New York, wo er einige Monate zu bleiben gedenkt. Bis jetzt wurde Dr. Rank eingeladen, folgende Vorträge zu halten:
Am 6. Mai in der „Academy of Medicine“, in der „Neurological Society“ über die Psychoanalyse des Organischen. Es waren etwa 150 Zuhörer anwesend. An der Diskussion nahmen folgende Redner teil: Dr. Brill, Dr. Ames, Dr. Clark, Dr. Jelliffe, Dr. Kempf, Dr. Meyer, Dr. Polon, Dr. Stragnell, Dr. Oberndorf, Dr. Stern, Dr. Rank.
Am 13. Mai ebenda in der „Section of Neurology and Psychiatry“ über PsA. und Psychiatrie, ebenfalls mit Diskussion (Dr. Oberndorf, Dr. Kardiner, Dr. Polon, Dr. Jelliffe, Dr. Rosett, Dr. Stragnell, Dr. Rank).
Am 26. Mai in der „Soziolog. Gesellschaft der Columbia University“ über PsA. und Soziologie.
Am 27. Mai in „New York Psychoanalytic Society“ über das Wesen der psa. Therapie.
Am 3. Juni auf dem Amerikanischen Psychoanalytiker-Kongreß in Atlantic City über das Trauma der Geburt.
Am 28. Juni auf dem Kongreß des „National Committee of Mental Hygiene“ in Toronto (Kanada) über „Soziale Gesichtspunkte der PsA.“ (IZP, X, 1924, 210) 1924 Veröffentlichung von „Entwicklungsziele der Libido“ (zusammen mit S. Ferenczi) und von „Das Trauma der Geburt“, im Gefolge inhaltlicher Kontroversen kam es zum Zerwürfnis mit Freud. „Rank stellte mit seinem Trauma der Geburt eine neue Angsttheorie auf. Die Angst sei nicht nur „der erste psychische Inhalt …, dessen sich der Mensch bewußt wird“ (ebd., S. 67), sondern auch der Kern jeder Neurose (vgl. ebd., S. 63). Ausgehend von Freud sah Rank in der Geburtsangst den Ursprung des Angstaffektes, wobei dessen Bewältigung die gesamte Kindheit beanspruche (vgl. ebd., S. 32). Dies zeige sich z.B. in der Angst von Kindern vor dunklen Räumen oder vor Tieren (vgl. ebd., S. 32f). Dieser Angstaffekt im Kind benütze jede sich bietende Gelegenheit, um den Affekt wieder abreagieren zu können: „jede Äußerung infantiler Angst [entspricht] einer partiellen Erledigung der Geburtsangst“ (ebd., S. 37). Aber es gehe nicht nur jede Angst auf die Geburtsangst zurück, sondern auch „jede Lust [tendiere] letzten Endes zur Wiederherstellung der intrauterinen Urlust“ (ebd., S. 38). In der Neurose wirkten „reproduzierte Reminiszenzen an die Geburt bzw. ihr lustvolles Vorstadium“ (ebd., S. 63).“ (Leitner, Marina (1997): Otto Rank - vergessener Pionier der Psychoanalyse. Werkblatt Nr. 38, 1/1997: 107-121. http://www.werkblatt.at/archiv/38Leitner.html, Stand 17.7.2013))
1926 Bruch mit Freud, Übersiedlung nach Paris im Mai 1926.
In Paris Analytiker von Henry Miller und Anaïs Nin, Vorträge an der Sorbonne.
Mehrere Reisen in die USA, wo er an den Universitäten von Harvard, Yale, Stanford und Pennsylvania unterrichtete.
1935 ließ er sich in New York nieder, eröffnete eine psychoanalytische Praxis und lehrte an der Graduate School of Jewish Social Work.
Redaktion und Text: Christine Diercks 2010, 2013