Wilhelm Graf Solms zu Rödelheim - Biografie: Sabine Zaufarek
Wilhelm Graf Solms zu Rödelheim wurde am 24. April 1914 in Straßburg im Elsaß, das damals zu Deutschland gehörte, geboren.Sein Vater Ernst Graf zu Solms-Rödelheim-Assenheim war Professor für Soziologie an der Universität. Er war mit Anna Gräfin von Platen Hallermund verheiratet. 1918 wurde Straßburg nach dem 1. Weltkrieg wieder französisch und die Familie musste nach Deutschland flüchten und ließ sich in Frankfurt nieder. Als Solms sieben Jahre alt war, starb sein Vater, was ein schwerer Schlag für ihn war.
Er besuchte das Lessinggymnasium und studierte anschließend in Frankfurt, Freiburg und Heidelberg bis zum Staatsexamen Medizin.
Die Dissertation bei Weizäcker wurde durch den Krieg und die Einberufung unterbrochen.
Er wurde in Polen, Frankreich und Russland eingesetzt, wo er an einer Hepatitis erkrankte, die in Wien ausgeheilt werden sollte. Solms benützte dies als Studienurlaub, erwarb das österreichische Doktorat und arbeitete bis zum Kriegsende im Kopfverletzten-Lazarett in der Pfeilgasse, wo er mit Hans Strotzka gemeinsame Nachtdienste hatte. Er verschaffte auch Strotzka nach dem Krieg eine Berufserlaubnis. Er stand einer Widerstandsgruppe nahe, ohne eindeutig dazuzugehören. Den Namen „der rote Graf“ erhielt er, weil er bis zum Ende des Krieges Kommunist war.
Nach dem Krieg erwarb er die österreichische Staatsbürgerschaft und begann der Psychiatrischen Universitätsklinik bei Pötzel zu arbeiten. 1946 wurde Solms Mitglied der WPV. Ab diesem Zeitpunkt war er auch für zwei Jahre Sekretär der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung.
Im Jahre 1952 schrieb er zu „Übertragung und Gegenübertragung“, dass er es für sinnvoll hielte, nur dort von Übertragung zu sprechen, wo ganze Beziehungskonstellationen zu den Ursprungsobjekten auf den Analytiker übertragen werden und es dadurch zu irrealen Verkennungen kommt.
1953 habilitierte er. Ein Jahr darauf wurde er Lehranalytiker der WPV.
1957 schrieb er einen Artikel zur „Frage der Monomanien“ und zeigt anhand des Beispiels der Poriomanie grundsätzliches über das Zusammenspiel der organischen, sozialen und psychodynamischen Faktoren. Auch bei anderen Monomanien verhalte es sich ähnlich und er versuchte diese Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.
Solms trug wesentlich zur Mitbegründung der Mitteleuropäischen Arbeitstagungen bei, deren erste 1958 in Anif (Salzburg) abgehalten wurde.
Sowohl 1957-71, als auch 1978 war er Vorsitzender der WPV.
Nach Kontroversen mit Hans Hoff verließ Solms 1959 die Klinik, um in die Privatpraxis zu gehen. Kurze Zeit später wurde er Direktor des Psychiatrischen Krankenhauses der Stadt Wien Baumgartner Höhe, diese Position hatte er bis 1979 inne.
1963 verfasste Solms eine Arbeit zum Thema „Über die Ungeduld in der Psychoanalyse“. In diesem Artikel geht es um die Ungeduld des Patienten und des Analytikers, wobei sowohl zu große, als auch zu geringe Geduld als Gegenübertragungshinweise dienen kann. Er rät zur Interversion und die zweite Kontrollanalyse sollte jeder beim eigenen Lehranalytiker supervidieren lassen, um die Gegenübertragungsphänomene in der Arbeit besser beobachten zu können.
1965-1967 war er Vizepräsident der IPA. Zu dieser Zeit schrieb er zum Thema „Agieren in der Psychotherapie“. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Agieren innerhalb und außerhalb der Psychoanalyse. Solms zeigte auf, das Agieren so rasch gehen kann, dass jede Deutung zu spät kommt und Tatsachen geschaffen werden, die nicht nur weiteres Analysieren unmöglich machen, sondern zu schweren Selbstschädigungen des Patienten führen können.
Von 1972-1975 war Solms 2. Präsident der Europäischen Psychoanalytischen Föderation.
Seine Privatpraxis führte er bis 1993 in der Salesianergasse, obwohl ihn sein Parkinson schon seit einiger Zeit einschränkte.
Solms starb am 11.1.1996 und wurde am 19.1.1996 in Baden begraben.
Sabine Zaufarek, 2008