Martin Pappenheim - Chronologie
Martin Pappenheim wurde am 4. November 1881 in Bratislava als Sohn jüdischer Eltern (Max Pappenheim, Volksschullehrer; Regina Pappenheim, geborene Sprecher) geboren. Der Name leitet sich von dem Städtchen Pappenheim in Bayern ab. [Die Familie war nicht mit Berta Pappenheim („Anna O.“) verwandt.]
1882 wurde seine Schwester Maria geboren, die später Dermatologin wurde. Eine weitere Schwester Gisa, wurde Chemikerin und im Laufe ihres Lebens paranoid.
1885 übersiedelte die Familie nach Wien, wo er 1899 am Maximiliangymnasium in Wien maturierte, danach Medizin studierte und 1905 promovierte.
Von 1906-07 war Pappenheim als Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik der Deutschen Universität in Prag bei Prof. Arnold Pick tätig.
Im Jahr darauf heiratete er Edith Goldschmidt und übersiedelte nach Heidelberg und war bis 1911 Assistenzarzt an der Neurologischen Klinik bei Prof. Franz Nissl.
Am 22. Mai. 1911 wurde Tochter Else in Salzburg geboren. Else Pappenheim wurde später Ärztin und Psychoanalytikerin, flüchtete 1938 zuerst zu ihrem Vater nach Palästine und emigrierte 1938 in die Vereinigten Staaten. [siehe Biografie psyalpha]
1912 übersiedelte Pappenheim nach Wien, zuerst für ein Jahr nach Ober St. Veit und anschließend in den 7. Bezirk, Lederergasse 22.
Im März 1912 war er als Gast bei der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV).
Am Beginn des 1. Weltkrieges wurde er als Arzt zur Armee an die Ostfront einberufen und von dort zwei Jahre später in das Garnisonspital Theresienstadt abberufen. Dorthin konnte er seine Familie nachholen. Im Frühsommer desselben Jahres übersiedelte er nach Pardubitz, wo er als Gefangenenarzt arbeitete. Ende des Jahres kam es zu einer Versetzung nach Leitmeritz.
Im Mai 1917 erkrankte Pappenheim an der spanischen Grippe und wurde nach Wien ins Kriegsspital Grinzing gebracht. Nach seiner Gesundung wurde er dort Leiter der neurologischen Abteilung.
1919 erfolgte die Scheidung von seiner ersten Frau Edith Goldschmidt (1883–1942), die sich nach dem Anschluss Österreichs vor der Judenverfolgung nicht retten und verübte 1942 mit ihrer Schwester, Charlotte Goldschmit Hausdorff (verheiratet mit Felix Hausdorff), in Bonn Suizid.
Ein Jahr später fuhr er mit seiner zweiten Frau Melanie Bloch, die an MDK erkrankt war und von Paul Federn behandelt worden war, ein Jahr mit einer österreichischen Ärztemission nach Russland und wurde 1921 Mitglied der Kriegsgefangenenkommission.
Danach richtete sich Pappenheim eine Wohnung und Ordination im 1. Bezirk, Am Hof 13, ein.
1922 wurde seine Tochter Eva geboren. Sie wurde später von der Kinderanalytikerin Jenny Wälder behandelt.
1922 publizierte er die Arbeit über die Technik und diagnostische Bedeutung der Lumbalpunktion, die 1925 ins Englische übersetzt wurde. Durch diese Arbeit wurde er zum a. o. Prof. ernannt.
Von 1923-34 war er Primarius und Leiter der Nervenabteilung am Krankenhaus Lainz.
1926 suizidierte sich seine zweite Frau Melanie Bloch
Neben seiner Lehrtätigkeit an der Medizinischen Fakultät, arbeitete er außerdem als Gerichtsmediziner am Landesgericht für Strafsachen in Wien.
1926 übersetzte Pappenheim die Arbeit von Bechterew „Reflexologie des Menschen“.
1928 wurde er außerordentliches Mitglied der WPV, hat aber nie als Psychoanalytiker praktiziert. Durch seinen Freund Ludwig Jekels wurde er zu privaten Vortragsabenden bei Freud eingeladen.
1930 veröffentlichte er die Monographie über die Psychosen und Neurosen der weiblichen Generationsphasen. Darin erwähnte er periodische wiederkehrende amentiaartige Verwirrungen während der Menstruation, die bis zum Klimakterium andauern können.
1932 heiratete er Rose Liebrecht, aus dieser Ehe entstammt seine 1934 geborene Tochter Nira Segal.
1933 ging er auf eine Vortragsreise nach Palästina, während seine Tochter Eva bei seiner ersten Frau blieb. Er beschloss nicht mehr nach Österreich zurückzukehren, richtete in Tel Aviv eine Praxis ein und wurde dort Mitglied der Psychoanalytischen Gesellschaft – Chewrah Psychoanalytit B´Erez Israel.
Martin Pappenheim starb am 23. November 1943 in Tel Aviv.
Text: Sabine Zaufarek, 7.1.2011
Redaktion: CD, 7.1.2011