Wilhelm Reich - Chronologie

1897 am 24.3. als älterer von zwei Söhnen des Gutsbesitzers jüdischer Herkunft Léon Reich und seiner Frau Cecilia, geb. Roniger, in Dobrzanica, Galizien, geboren.
1909 Selbstmord der Mutter.
1914 Tod des Vaters. Wilhelm übernimmt die Leitung des Gutes.
1915 Matura, Einberufung zum Militärdienst.
1918 Übersiedlung nach Wien und Beginn eines Medizinstudiums an der Universität Wien.
1919 Teilnahme an Otto Fenichels „Sexuologischem Seminar“.
1920 Jüngstes Mitglied der WPV; kurze Analyse bei Isidor Sadger.
1922 Promotion zum Doktor der Medizin; Heirat mit Annie Pink, seiner ehemaligen Patientin, die später ebenfalls Analytikerin wird.
1924 Geburt der Tochter Eva; Reich gründet und leitet das therapeutisch-technische Seminar des Ambulatoriums der WPV.
1925 „Der triebhafte Charakter“ erscheint.
1927 „Die Funktion des Orgasmus“ erscheint nach einer Tuberkuloseerkrankung Sanatoriumsaufenthalt in Davos, Schweiz, der für seine spätere Entwicklung wichtig ist.
1928 Geburt der Tochter Lore; Reich wurde stellvertretender Leiter des Ambulatoriums der WPV.

Politik:

1928 gründete er gemeinsam mit Marie Frischauf-Pappenheim die „Sozialistische Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung“; es folgte die Eröffnung von Sexualberatungsstellen. Auf Massenveranstaltungen und in Beratungszentren informierte Reich über Empfängnisverhütung und kämpfte gegen die bürgerliche Sexualmoral, wobei seine rhetorischen Fähigkeiten hervorragend gewesen sein dürften.
Reichs Schwerpunkt galt der sexualpolitischen Aufgabe der Neurosenprophylaxe. Jede Neurose, so Reich, sei eine Folge gestauter Sexualenergie, die von der autoritären Familien- und Sozialstruktur immer neu erzeugt werde. Freie sexuelle Erziehung und das sexualökonomisch uneingeschränkte Leben der Jugendlichen würden diese Pädagogik zunichte machen.
Im Gefolge der Ereignisse um den Justizpalastbrand politisiert, wurde Reich 1929 Mitglied der Kommunistischen Partei. 1930 ging er nach Berlin und gründete den „Reichsverband für proletarische Sexualpolitik“ sowie den Verlag „Sexpol“. In seinem Bestreben, Marxismus und Psychoanalyse miteinander zu verbinden, publizierte er 1933 die „Massenpsychologie des Faschismus“.

1930  Analyse bei Sándor Radó.
1932 lernte Reich in Berlin Elsa Lindenberg kennen, mit der er von 1933 bis Anfang 1939 zusammen lebte.
1933 nach Hitlers Machtergreifung Flucht nach Kopenhagen, dann nach Oslo; „Charakteranalyse“ und „Massenpsychologie des Faschismus“ erscheinen nicht mehr im Internationalen Psychoanalytischen Verlag. (Siehe dazu Peglau 2013)
1933 wurde er aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen, und im selben Jahr wurde sein Name aus dem Mitgliederverzeichnis der DPG gestrichen. 1934 erfolgte sein endgültiger Ausschluss aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) in Luzern.

1934 Teilnahme am IPV Kongress in Luzern, Ausschluss aus der IPV:

Reich hielt nach seinem Ausschluss aus der IPV seinen Vortrag als Gast und publizierte ihn 1935 unter dem Titel „Psychischer Kontakt und vegetative Strömung“. (Hinweis Andreas Peglau)
Im Korrespondenzblatt der IPV finden sich dazu folgende Einträge:
„Der XIII. Internationale Psychoanalytische Kongreß fand in der Zeit zwischen dem 26.  und 31. August 1934 zu Luzern unter dem Vorsitz von Dr. Ernest Jones statt. Anwesend waren 228 Personen, 132 Mitglieder und 96 Gäste.“
„Siebente wissenschaftliche Sitzung
Freitag, den 31. August, 9 Uhr
Vorsitzender: Dr. A. A. Brill, New York […]
6) Wilhelm Reich: Weitere Probleme und einige Konsequenzen der Charakteranalyse.
Darstellung der Herkunft der „Ichtrieb“-Energie an Hand klinischer Beispiele. Fallangst und oberflächliche Assoziation. Objektverlustangst und charakterliche Kontaktlosigkeit. Vegetative Reaktionen nach Lösung der charakterlichen Panzerung. Muskelrigidität und charakterliche Verkrustung. Einige psychophysische Grenzfragen.“ (IZP / XXI / 1935 / 112, 129f)
 

1936 Beginn der Bionen- und Orgonforschung.
1939 Flucht in die USA; Reich lernt Ilse Ollendorff kennen.
1942 Kauf eines Grundstücks im US-Bundesstaat Maine, dem er den Namen „Orgonon“ gab.
1944 Geburt des Sohnes Peter.
1945 Heirat mit Ilse Ollendorff.
1947 Beginn der Ermittlungen gegen Reich wegen seiner Entwicklung des „Orgon-Akkumulators“.
1950 Gründung des Forschungszentrums „Orgonon“ auf seinem Grundstück in Rangeley, Maine. Sein zunehmendes Bestreben, alles auf eine biologische Urformel des Lebens zurückzuführen, ließen ihn den „Orgonakkumulator“ konstruieren, der Lebensenergie speichern sollte.
1954 Bruch der Beziehung zu Ilse Ollendorff. Berufsanklage wegen des Verkaufs von Orgon-Akkumulatoren durch die US Food and Drug Administration (FDA), der sich Reich widersetzt.
1956 Verurteilung zu 2 Jahren Gefängnis.
1957 am 3. November Tod im Gefängnis in Lewisburg, Pennsylvania.

Vor seinem Tod verfügte er, dass sein schriftlicher Nachlass erst 50 Jahre nach seinem Ableben der Nachwelt zur Verfügung gestellt werden sollte.

Text: Dorothea Nosiska, 2009
Redaktion: Sabine Schlüter, 2010; CD 2013