Hedwig Hoffer-Schaxel - Chronologie
13.12.1888 Hedwig Hoffer-Schaxel wurde in München als Tochter von Albert Schulmann und Ernestine Rau in eine gebildete jüdische Familie geboren. Sie wuchs in Süddeutschland auf, absolvierte eine Lehrerinnenausbildung, bevor sie den Jenaer Professor Julius Schaxel heiratete.
Schon vor ihrer Übersiedlung nach Wien 1924 bildete sie sich in Psychoanalyse weiter.
In Wien machte sie eine Lehranalyse bei Anna Freud, schloss 1925 ihre psychoanalytische Ausbildung ab und wurde außerordentliches, zwei Jahre später ordentliches Mitglied und Lehranalytikerin der WPV.
1926 erfolgte die Scheidung ihrer Ehe mit Julius Schaxel.
Ihr besonderes Interesse galt der psychoanalytischen Pädagogik. Sie publizierte 1925 einen Artikel über das Kinderheim Baumgarten, das Siegfried Bernfeld 1919 für verwahrloste jüdische Kriegswaisen gegründet hatte.
Ein Mitarbeiter des Kinderheims Baumgarten war auch der Psychoanalytiker Willi Hoffer (1897-1967), den sie 1933 in zweiter Ehe heiratete.
Zusammen mit Anna Freud und August Aichhorn hielt sie am Wiener Lehrinstitut Kurse für Pädagogen und Vorträge zu Erziehungsfragen. Ihr Plan, eine Lehr- und Ausbildungsstätte für die Pädagogik Maria Montessoris in Wien zu gründen, gelangte nie zur Ausführung. Einer ihrer Analysanden in Wien war von 1927-1935 der Schriftsteller Hermann Broch.
1938 emigrierten sie und ihr Mann Willi Hoffer nach London, wo sie eine aktive Rolle in den kontroversiellen Debatten zwischen den Anhängern Anna Freuds und Melanie Kleins spielte, zu denen sie auch drei schriftliche Beiträge lieferte. Sie erhielt den Status eines Mitglieds und einer Lehranalytikerin der British Psychoanalytical Society und leistete über viele Jahre einen wichtigen Beitrag zu deren Ausbildungsaktivitäten.
Gemeinsam mit Paula Heimann war sie drei Jahre lang Sekretärin des Londoner Lehrausschusses - zu einer Zeit als dieses Amt gemeinsam von je einem Analytiker aus der Kleinianischen und einem aus der Freudianischen Gruppe besetzt wurde.
Hedwig Hoffer-Schaxel verstarb am 3.9.1961 in London.
Am 19. Juli 1948 schrieb Hedwig Hoffer-Schaxel an August Aichhorn:
„Lieber Freund, erinnerst Du Dich an den kalten regnerischen Maitag am Graben, als Du mir den ersten und bis jetzt letzten Kuss gegeben hast? In der ganzen Konfusion und Scham dieser Zeit war Deine Wärme und deine Haltung das einzig tröstliche Moment. Ich habe das nie vergessen und ich bin froh, daß Dein Geburtstag mir den Anlass gibt Dir das zu sagen. Aber Dein Geburtstag ist auch der richtige Tag Dir zu sagen wie viel Anregung und Belehrung ich Dir verdanke. Daß ich einigermassen gelernt habe mit Menschen umzugehen, geht auf meine ersten Eindrücke in Wien zurück, als ich völlig unberührt von Erfahrung und Wissen eine staunende und erstaunte Zuhörerin Deiner Beratung im Rathaus war. Durch Anna und durch Willi weiß ich was Du in der Zwischenzeit alles geleistet und überstanden hast – das erstaunt mich gar nicht. Ich denke aus den gleichen Quellen weißt Du von unserem friedlichen und arbeitsamen Leben. Wahrscheinlich weißt Du auch, daß meine Augen gar nicht sind, wie sie sein sollten und daß meine Briefe deshalb notwendigerweise etwas kurz ausfallen. Tausend gute Wünsche in alter Freundschaft und Bewunderung, Deine Hedwig“ (NAA).
Eva Rosenfeld über Hedwig Hoffer-Schaxel 1962
„She possessed a harmony of heart and mind which made every meeting with her a source of satisfaction. Her grasp of the intricacy of our work, her sure judgement of what can and what ought to be done when asked for advice in a critical analytic situation, made her one of our most sought-after teachers and supervisors.“
Text: Katharina Seifert, 2008
Redaktion: Christian Huber, 3.6.2010