Heinz Hartmann - Chronologie
Heinz Hartmann wird am 4. 11. 1894 in Wien geboren. Er ist jüdischer Herkunft, Sohn von Ludo Moritz Hartmann, einem bekannten Historiker und Volksbildner und Margarete Chrobak, einer anerkannten Pianistin und Bildhauerin. Sein Großvater ist Rudolf Chrobak, Ordinarius für Gynäkologie, der wiederum mit Josef Breuer zusammengearbeitet hat. Bis zum 14. Lebensjahr erhält Hartmann Privatunterricht.
1912 maturiert er am Franz Joseph Realgymnasium und studiert nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg, an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Während der Studienzeit besucht er die Vorlesungen bei Max Weber und Sigmund Freud. Hartmann veröffentlicht 1917 und 1918 zwei Aufsätze über den Chininstoffwechsel.
Nach seiner Promotion 1920 arbeitet Hartmann bis 1934 unter Julius Wagner- Jauregg an der Psychiatrisch- Neurologischen Universitätsklinik in Wien als Assistent. Er beginnt eine analytische Ausbildung und publiziert neben psychiatrischen Arbeiten, u.a. gemeinsam mit Stjepan Betlheim die Arbeit „Über Fehlreaktionen bei der Korsakoffschen Psychose“, ein Versuch die klassische Psychiatrie mit der Psychoanalyse zu verbinden.
1925 wird Hartmann außerordentliches Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und hält dort im Dezember 1926 den Vortrag „Einige methodologische Fragen der Psychoanalyse“. Aus diesen Gedanken entsteht das 1927 publizierte Buch „Die Grundlagen der Psychoanalyse“, eine wissenschaftstheoretische Untersuchung zur Theorie und den Grundkonzepten der Psychoanalyse.
1926 setzt Hartmann seine psychoanalytische Ausbildung, die er in Wien begonnen hat, in Berlin bei Sándor Radó fort.
1927 wird er ordentliches Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und im selben Jahr in das sogenannte „Propagandakomitee“ gewählt.
Ab 1930 beginnt Hartmann am Lehrinstitut der Vereinigung zu lesen. Zunächst ein Seminar „Einführung in die Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse“, später „Einführung in die Psychoanalyse“, ab 1932 „Grundprobleme der Psychoanalyse“.
1933 wird Hartmann zweiter Schriftführer und Mitglied des Vorstandes der Wiener Vereinigung und arbeitet ab 1934 als Lehranalytiker. In der Zeit davor publiziert er eine Reihe von Arbeiten, die sich mit grundlegenden Fragen auseinandersetzen, wie z. B. „Psychoanalyse und Wertproblem“ (1928), „Körperinneres und Körperschema“ (1927) und „Die Grundlagen der Psychoanalyse“ (1927). Er verfasst auch für das 1930 bei Thieme erschienene Handwörterbuch der medizinischen Psychologie folgende Artikel „Psychische Energie“, „Psychoanalyse“, „Tagträume“, „Traum“, „Trieb“, „Unbewusstes“ und „Verdrängung“. An der Universitätsklinik widmet er sich der Zwillingsforschung.
Ab 1934 wendet er sich ausschließlich der psychoanalytischen Arbeit zu. 1939 erscheint seine Arbeit „Ich- Psychologie und Anpassungsproblem“, die den Beginn seiner jahrzehntelangen Arbeit an der Theorie der psychoanalytischen Ich- Psychologie darstellt und zu einer fünfzehnjährigen Arbeitsgemeinschaft mit Ernst Kris und Rudolph M. Loewenstein führt. Hartmann versucht Sigmund Freuds relativ unsystematische Äußerungen über das Ich und seine Funktionen in langer Forschungsarbeit auszubauen und zu systematisieren.
Von 1933 bis 1941 ist Hartmann, gemeinsam mit Paul Federn und Sándor Radó Herausgeber der Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse“. Weiters gehört er mit Anna Freud und Ernst Kris zu den Begründern und Herausgebern der jährlich erscheinenden „The Psychoanalytic Study of the Child“. Hier erscheinen auch viele seiner wichtigen theoretischen Publikationen.
1938 muss Hartmann Wien verlassen und geht zunächst über Einladung von Marie Bonapartes nach Paris wo er Lehranalytiker der Société Psychoanalytique de Paris wird. 1939 geht er in die Schweiz und emigriert schließlich 1941 nach Amerika, wo er sich in New York niederlässt.
Von 1948 bis 1951 ist Hartmann Medical Director des Treatment Center des New York Psychoanalytic Institute und von 1952 bis 1954 Präsident der New York Psychoanalytic Society. Hartmann wird 1953 zum Präsident der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung gewählt und ist ab 1959 deren Ehrenpräsident.
Heinz Hartmann stirbt am 17. Mai 1970 in Stony Point, New York.
Text: Barbara Forstinger, 2008
Redaktion: CD, 3.6.2010