Max Kahane - Chronologie

Am 13.5.1866 in Jassy, in der Bukowina (Rumänien) als Sohn eines Privatbeamten mosaischen Glaubens geboren.
1883 Matura im Leopoldstädter Communal-Gymnasium Wien, in dem 10 Jahre vor ihm auch Freud zur Schule ging.
1889 Promotion an der Medizinischen Fakultät Wien.
1895 Übersetzung von Pierre Janet (1894): Der Geisteszustand der Hysterischen (Band I: Die psychischen Stigmata)
1885 Übersetzungen von Jean Martin Charcot: Lecons sur les maladies du système nerveux (2. Band, der 3. Band wurde von Sigmund Freud 1886f übersetzt und mit einem Vorwort versehen)
1886 gibt Kahane die 2. Auflage von Freuds Übersetzung Die Suggestion und ihre Heilwirkung von Hippolyte Bernheim heraus.
1892 berichtet er über Fälle des 1. öffentlichen Kinder-Krankeninstituts von Max Kassowitz, dessen neurologische Abteilung Freud nach seiner Rückkehr aus Paris von 1886-1897 leitete.
1895 und 1896 zählt er zu den Hörern der Vorlesungen Freuds.
1895 wird Kahane zum Ausschussmitglied des „Wiener Medizinischen Clubs“ gewählt.

Im Herbst des Jahres 1902 sendet Freud an Alfred Adler, Max Kahane, Rudolf Reitler und Wilhelm Stekel eine Postkarte mit der Einladung, bei ihm zu Hause über seine Arbeit zu diskutieren.
Am 2.11.1901 schreibt Sigmund Freud an Alfred Adler, :
“Ein kleiner Kreis von Collegen und Anhängern will mir das große Vergnügen bereiten, sich einmal in der Woche am Abend (1/2 9h post coenam) bei mir einzufinden, um die uns interessierende Themata der Psychologie und Neuropathologie zu besprechen. Ich weiß von Reitler, Max Kahane, Stekel. Wollen Sie die Güte Haben, sich uns anzuschließen.”
(zitiert nach B. Handlbauer, 2001/2002, iii)
Damit war die so genannte Psychologische Mittwochsgesellschaft begründet worden, der bald nicht nur Ärzte, sondern auch, wie sich Freud 1914 erinnert, „andere Gebildete, welche in der Psychoanalyse etwas Bedeutsames erkannt hatten, Schriftsteller, Künstler usw.“ angehörten. Die Gruppe  wuchs rasch an und nahm am 15. April 1908 den Namen Wiener Psychoanalytische Vereinigung (WPV) an.
Max Kahane gehört also zu den Gründungsmitglieder der Psychologischen Mittwoch Gesellschaft und nimmt bis 1907 regelmäßig an ihren Sitzungen teil.

Im Herbst 1907 entschuldigt er sich, er arbeitet an der Herausgabe einer „Enzyklopedie“ und  wird nicht mehr als Mitglied angeführt.
1908 erscheint das „Medizinische Handlexikon für praktische Ärzte“, in dem sich auch Beiträge von Alfred Adler, Alfred Bass und Isidor Sadger finden.
1907/1908: Sekretär der Gesellschaft für physikalische Medizin
1908 Teilnahme am 1. Internationalen Psychoanalytischen Kongress in Salzburg.
Oktober 1909: Kahane ist ein letztes Mal Gast in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung.

1901 gründete Max Kahane das Institut für physikalische Heilmethoden (Wien I,  Bauernmarkt, dann Wien I, Kohlmarkt).

Am 11.1.1923 nimmt sich Max Kahane das Leben.

Zeugnisse:

„Ich will nicht unerwähnt lassen, daß eines unserer ältesten Mitglieder, der geistreiche Max Kahane, auch in Feindschaft mit Freud geriet. (…) Nicht, daß er seine wissenschaftliche Bedeutung je bezweifelt hätte, er sprach nur über die Art und Weise, wie Freud mit seinen Freunden umsprang, zu denen sich Kahane zählen durfte“. (Stekel, 1926, 570)

„Kahane war ein Jugendfreund Freuds (…) Etwas 15 Jahre vor seinem Tode ist er mit Freud zerfallen.“ (Wittels, 1924, 116; 119)

Felix Deutsch schreibt 1923 an seine Frau Helene Deutsch:
„Unter den psychoanalytischen Mitgliedern ist wegen des Suicids von Silberer eine etwas gedrückte Stimmung. Im übrigen ist unter den Ärzten schon wieder ein neuer Selbstmord. Dr. Kahane, der Elektrotherapeut, der einmal auch der Vereinigung angehörte, hat - angeblich aus Not - sich den radialis durchschnitten. Ich kannte ihn gut, ein älterer, sehr verschrobener Herr. - Ich bin neugierig, wie Prof. diese Dinge nimmt.“ (zitiert nach Roazen, 1989, 208)

Hermann Nunberg und Ernst Federn (Hg.) (1976): Protokolle der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Wien: Frankfurt/M: S.Fischer. 1. Band, XXXVII:
„DR. MAX KAHANE war als junger Arzt eines der vier ersten Mitglieder der Gruppe. Gemeinsam mit Alfred Adler, Alfred Bass und Julius Baum edierte er das Medizinische Handlexikon für praktische Ärzte (Urban & Schwarzenberg, Berlin, Wien 1908). Er war auch Herausgeber der späteren Ausgaben von Freuds Übersetzung des Bernheimschen Buches Hypnotisme, suggestion, psychothérapie; Études nouvelles (Paris 1892; dt. Ausg.: Neue Studien über Hypnotismus, Suggestion und Psychotherapie, Wien 1892).“

Max Kahane übersetzt Pierre Janet (1894): Der Geisteszustand der Hysterischen

Band I: Die psychischen Stigmata
Leipzig und Wien: Deuticke. 1894.
L’ état mental des hystériques,
Band I: Les stigmates mentaux, Paris 1893,
Band II: Les accidents mentaux, Paris 1894. Der zweite Band beinhaltet Janets medizinische Dissertation (L’ automatisme psychologique, Paris 1889)
  Janet wollte, so schreibt er im ersten Band, der den psychischen Stigmata gewidmet ist, die Untersuchungen seiner Dissertation wieder aufnehmen und die Beschreibung der Kranken in den Vordergrund rücken. 
„Die psychologischen Studien werden nur nebenher gehen, und uns zum besseren Verständnis jener krankhaften Vorgänge dienen, `in welchen zweifellos das seelische Element eine bedeutende, wenn nicht vorherrschende Rolle spielt’ ”(Janet, 1894,2).

Text, Redaktion: Christine Diercks, 2010.