Berta Bornstein - Biografie von Gabriela Wesenauer
Berta Bornstein wurde am 12. September 1896 in Krakau als zweite Tochter und jüngere Schwester der späteren Psychoanalytikerin Stefanie Bornstein von Getzel und Gisela (geb. Haber) Bornstein geboren. Ihre Eltern waren jüdische Kaufleute. Kurz nach ihrer Geburt übersiedelte die Familie 1897 nach Berlin, wo Berta mit zwei weiteren Brüdern aufwuchs. Berta Bornstein absolvierte eine Ausbildung zur Fürsorgerin und Lehrerin. Sie arbeitete in der Folge sowohl in der Sozialfürsorge als auch in einer Schule für schwererziehbare Kinder.
Um 1920 lernte sie das Ehepaar Otto und Klara Fenichel kennen und begann sich für Psychoanalyse zu interessieren. Gemeinsam mit ihrer Schwester Steff (Stefanie) Bornstein begann sie 1924 ihre psychoanalytische Ausbildung am Berliner Psychoanalytischen Institut. Auf Vermittlung Otto Fenichels erhielt sie 1925 einen Lehranalyseplatz bei Hans Lampl, einem österreichischen Psychoanalytiker. Berta Bornstein nahm an Seminaren Fenichels zur Kinderanalyse teil, die er außerhalb des Psychoanalytischen Institutes anbot, und schloss sich der Gruppe linker PsychoanalytikerInnen an, die sich um Otto Fenichel gebildet hatte. Sie war auch eine der Empfängerinnen der geheimen Rundbriefe Otto Fenichels. Während ihrer engen Zusammenarbeit mit Edith Jacobson und Annie Reich setzte sie ihre Spezialisierung im Bereich der Kinderanalyse fort.
1929 ging sie nach Wien und arbeitete mit Anna Freud zusammen. Hier beendete sie auch ihre Lehranalyse bei Edward Bibring. 1930 schloss Berta Bornstein die psychoanalytische Ausbildung in Berlin ab und wurde außerordentliches Mitglied in der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (bis 1933). Ihre erste Veröffentlichung war 1930 eine psychoanalytische Arbeit über die Beziehungen zwischen Sexual- und Intellektentwicklung.
Nach Hitlers Machtübernahme blieb Berta Bornstein in Wien, wo sie eine psychoanalytische Praxis eröffnete und 1933 in die Wiener Psychoanalytische Vereinigung aufgenommen wurde.
1933 heiratete sie den Wiener Industrieangestellten Leopold Pfaller (gest. 1941). Von 1936 – 1938 arbeitete sie auch als Lehr- und Kontrollanalytikerin der WPV, weiters war sie Mitglied des Lehrausschusses.
1938 emigrierte Berta Bornstein nach New York. Sie wurde „Special Member“ und Gastlektorin der New York Psychoanalytic Society, Ehrenmitglied der American Psychoanalytic Association und „Faculty Member“ des New York Psychoanalytic Institute. 1952 bis 1955 war sie Leiterin der kinderpsychoanalytischen Abteilung in der New Yorker Psychoanalytischen Vereinigung.
Außerdem lehrte sie ab 1951 Kinderanalyse am Institut der Philadelphia Association for Psychoanalysis. Ihr Arbeitsschwerpunkt waren Forschungen zur Latenzperiode des Kindes und zur Technik der Kinderanalyse.
Berta Bornstein starb am 5. September 1971 auf der Island of Vinalhaven, Maine, während eines Ferienaufenthaltes.
Zu ihrer Arbeit:
„The introductory phase of child analysis was dropped when Berta Bornstein developed the analysis of defenses,“ stated Anna Freud in 1971 (Blos 1974, 36).
Bornsteins letzte psychoanalytische Arbeit, die Behandlung von Frankie, einem 5 ½ Jahre alten Buben mit Phobien und Harnverhaltung, wurde durch eine weitere Psychoanalyse des nun erwachsenen Patienten von Samuel Ritvo 1965 dargestellt.
Bornstein war im Gegensatz zu Freud der Ansicht, dass die Latenz keine Zeit der verminderten Triebkonflikte ist. Sie unterteilt diese in zwei Phasen (5 ½ - 8; 8-10 Jahre), deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass das Über-Ich sich im Kampf gegen die inzestuösen und prägenitalen Wünsche entwickelt.
Text: Gabriela Wesenauer, 2008
Redaktion: CD, 2010