Hugo Heller - Chronologie

Hugo Heller kam am 8.5.1870 in Alba,Ungarn als Sohn des jüdischen Ehepaares Alexander und Franziska Heller zur Welt. Sein Vater war Fruchtagent, die Familie lebe in bescheidenen Verhältnissen, dürfte nicht vor 1876 nach Wien übersiedelt sein, wechselte oft die Wohnung und lebte zuerst im 2. Bezirk, später im 9. Bezirk.
Hugo Heller besuchte die Unterstufe des Maximilian-Gymnasiums in der Wasagasse. Dort war noch mit mosaischem Religionsbekenntnis registriert. Im Schuljahr 1884/85 musste Heller aus der Schule ausscheiden weil das Schulgeld nicht mehr erlegt wurde und er begann eine Lehre in der A. Schönfeldschen Buchhandlung in der Universitätsstraße, wo man auf ihn wegen seiner Bildung und seines Engagements bald aufmerksam wurde. Er begann sich für die Arbeiterbewegung zu interessieren. Nach Abschluss seiner Lehre ging er nach Stuttgart und lerne dort auch Karl Kautsky kennen.
Sein Vater verstarb 1892 und seine Mutter 1897.

1898 kehrte Heller nach Wien zurück und war bis 1902 Prokurist in der „Ersten Wiener Volksbuchhandung Ignaz Brand“.
Als Vertreter des IV. Wiener Gemeindebezirkes nahm er 1900 am Sozialdemokratischen Parteitag teil, engagierte sich für das Arbeitsrecht und den Kinderschutz und gegen Kinderarbeit, Erwachsenenbildung (und später im Gefolge des WK I für Kriegerheimstätten).

Heller dürfte etwa 1899 aus der Mosaischen Glaubengemeinschaft ausgetreten sein und ließ sich evangelisch taufen (AB).
1901 heiratete Hugo Heller die Malerin Hermine Ostersetzer und bezog mit ihr eine Wohnung in der Schäfergasse 13a in Wieden und hatte mit ihr zwei Sönne (Thomas und Peter). Seine Frau stirbt 1909 an Tuberkulose. 1916 heiratete Hugo Heller Hedwig Neumayr, dem Paar wurde Sohn Clemens geboren.

1902 geht Heller mit seiner Familie nach Berlin und wird Redakteur in der „Neuen Zeit“ und dann  Redakteur in der „Schwäbischen Tagwacht“, einem Organ der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

1904 kehrte er wieder nach Wien zurück und eröffnete 1905 im Wiener Dürerhaus am Bauernmarkt 3 seine eigene Verlagsbuchhandlung.
Als Auslieferer des Kunstwartverlages, die in enger Verbindung mit dem Dürerbund stand, durfte er sich bei der Bezeichnung seiner Buchhandlung des Zusatzes „Dürerhaus“ bedienen. Seine Buchhandlung erlangte bald eine führende Stellung. 1906 begann er mit der verlegerischen Tätigkeit, 1911 erwarb der dazu die Gewerbeberechtigung für die Vermittlung von Konzerten, eröffnete 1912 eine Zweigstelle in der Rosenbursenstraße 4, baute seinen Kunstverlag auf, betrieb schließlich auch eine Konzertdirektion und Theateragentur (und ermöglichte Aufführungen von Schnitzler und Wedekind, die damals zensuriert waren).I
n seiner Kunstgalerie stellte er unter anderen Werke von Luigi Kasimir, Auguste Rodin, Gustav Klimt, Käthe Kollwitz, Max Liebermann, Max Klinger, Max Oppenheimer und Arnold Schönberg aus.
Hugo Heller führte einen großen Salon, der Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen war und pflegte enge Freundschaften mit führenden Pesönlichkeiten.

1902 lernte Heller Sigmund Freud kennen und nahm regelmäßig an den Sitzungen der Mittwochgesellschaft bei, seine Diskussionsbeiträge finden sich in den Protokollen der Vereinigung. Sein Name scheint auf der Mitgliederliste erstmals am 10. Oktober 1906 auf.
Heller hielt am 27. Jänner 1909 einen Vortrag „Zur Geschichte des Teufels“ und am 23. Oktober 1912 über die Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé (kurz vor ihrer Ankunft am 30. Oktober).
Er nahm an den Psychoanalytischen Kongressen in Salzburg (1908), München (1913) und Budapest (1918) teil.

Am 6.12.1907 trug Sigmund Freud in Hellers Kunstsalon vor etwa 90 Personen „Der Dichter und das Phantasieren“ vor, die Neue Freie Presse berichtete am 7. Dezember 1906 darüber, Freud schreibt davon am 8. Dezember 1907 an C.G. Jung.

Heller publizierte die ersten Jahrgänge die ›Imago‹ und die ›Internationale Zeitschrift für ärztliche Psychoanalyse‹, sowie einige Werke Freuds und hatte anfangs auch den Vertrieb für den Internationalen Psychoanalytischen Verlag übernommen.

Publikationen Freuds bei Heller:
Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1916/17)
Die erste Buchausgabe von ›Totem und Tabu‹ (1913) und die erste Buchausgabe von ›Der Wahn und die Träume in W. Jensens „Gradiva“‹ (1907), Nachdruck der Erstausgabe ›Sammlung kleiner Schriften zur Neurosenlehre‹ (1918)
Einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker (1912)

Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 2. Weltkrieg ließen es Heller 1922 angeraten sein, seine Firma in die Bukum Aktiengesellschaft umzuwandeln, die nach seinem Tod wegen der zunehmend angespannten Wirtschaftslage 1933 den Ausgleich anmelden musste. 1934 wurde die Auflösung der AG beschlossen.

Am 23. November 1923 verstarb Hugo Heller an einem Herzleiden.

Ein Nachruf erschien auch in der IZP 9, 1923, 544

† Hugo Heller, der bekannte Wiener Buch- und Kunsthändler, starb in Wien am 29. November im 52. Jahre eines überaus arbeitsreichen Lebens. Die Wiener Psychoanalytische Vereinigung verliert eines ihrer ältesten Mitglieder. Wie erinnerlich, war Heller der Verleger der ersten Jahrgänge der „Imago“ und der „Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse“, sowie – vor Gründung des Internationalen Psychoanalytischen Verlages – einiger Schriften von Prof. Freud; so konnte seine buchhändlerische Rührigkeit sich auch um die psychoanalytische Bewegung Verdienste erwerben.

„Auf das Werden Hugo Hellers selbst aber hatte außer Victor Adler vielleicht kein anderer einen so starken Einfluß ausgeübt, wie die große Persönlichkeit Freuds, der [ihn] seines vertrauten Umgangs für würdig fand und ihn, wo er konnte förderte.“ (Victor Heller: Erinnerungen. S. 14; zitiert nach Fuchs, 2004, 67

Quellen:
Sabine Fuchs (2004): Hugo Heller (1870 – 1923) Buchhändler und Verleger in Wien. www.wienbibliothek.at/dokumente/fuchs-sabine.pdf, 15.5.2010
Elke Mühlleitner (1992): Biographisches Lexikon der Psychoanalyse. Tübingen: diskord

Erstellt von Christine Diercks, 2010, 2023-12-18.