Aichhorn T. (Jahr). Zur Vertreibung der Mitglieder der WPV aus Wien
Am 17. April schrieb Eitingon an Marie Bonaparte: „Ich danke Ihnen bestens für Ihr Telegramm. Ich stelle mit lebhaft vor, was für eine Hilfe Sie für den Professor in Wien gewesen sein müssen, und wie froh er und Anna über Ihr Dortsein gewesen sein müssen in diesen unsäglich schweren Tagen. Wie ist der Professor schließlich doch darauf gekommen, nach London gehen zu wollen? Und was wird Anna dort machen? Ist Martin wirklich in ernstlicher Gefahr? Jones nimmt jetzt wirklich eine Anzahl prominenter Analytiker nach London. Glaubt er, dass der Abgrund zwischen London – Wien sich überbrücken lassen wir? Ich habe ihm am vorigen Donnerstag telegraphiert und ihm geraten, den Kongress für dieses Jahr abzusagen. Es ist ja wirklich undenkbar, dass wir nach der Wiener Katastrophe einen abhalten. Man kann ja allen Expatriierten nicht zumuten, dass sie den Kopf und Mittel frei haben für den Kongress. Ich meine, stattdessen sollte eine kleine Konferenz nach London einberufen werden, auf der man sich klarzuwerden sucht, wie die IPV noch aussieht und was aus ihr werden soll. Ich hatte erwartet, dass er mir selbst darüber schreiben würde. Da er das nicht tat, habe ich es ihm vorgeschlagen. Noch ist es ja nicht zu spät.“[1]
Trotz Eitingons Widerspruch fand – wie geplant – der XV. Internationale Psychoanalytische Kongress vom 1. bis zum 5. August 1938 in Paris statt. In seiner Eröffnungsansprache sagte Jones: „Unsere heutige Zusammenkunft steht unter dem Eindruck eines neuerlichen fürchterlichen Schlages, den die Psychoanalyse erlitten hat, das ist die Auflösung der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Dies ist ein Schlag von viel weiter tragender Bedeutung als alle vorausgegangenen, die unser Werk in seiner kurzen Lebensgeschichte von vierzig Jahren erlitten hat […] Dieser neue Schlag von außen hat eine zentrale, ja vitale Stelle getroffen – die Mutter aller psychoanalytischen Vereinigungen, den eigentlichen Geburtsort der Psychoanalyse. Daß von allen Stätten der Welt gerade in Wien keine Psychoanalyse mehr betrieben werden soll, ist ein Gedanke, der einem den Atem raubt. Es wird längere Zeit brauchen, bis wir uns mit dieser Vorstellung vertraut gemacht haben“ (IZ, Bd. XXIV, S. 361).
Die Wiener Psychoanalytische Vereinigung hatte 1938 wahrscheinlich, es gibt für 1938 keine offizielle Mitgliederliste mehr, 68 Ordentliche und Außerordentliche Mitglieder und, zur der Zeit als das Institut geschlossen wurde, 38 Kandidaten. Laut IZ setzte sich der Lehrausschuss 1938 folgendermaßen zusammen: Anna Freud (Obmann); A. Aichhorn; E. Bibring (Sekretär); G. Bibring, P. Federn, E. Hitschmann, W. Hoffer (IZ, Bd. XXIV, S. 489).
Über den „Ausbildungsgang für Pädagogen“ berichtete Willi Hoffer: „Die beiden Lehrgänge haben vorübergehend oder dauernd je 90 unserer Pädagogen besucht und bei der Auflösung unseres Lehrinstitutes im März dieses Jahres haben wir mehr als 40 analysierte Pädagogen gezählt; ein Drittel aller Teilnehmer waren Ausländer.“[2] Über die Schicksale der Kandidaten und der Teilnehmer der Pädagogenkurse gibt es kaum verlässlichen Angaben.[3]
Dass es trotz aller Schwierigkeiten gelingen konnte, fast alle Wiener Psychoanalytiker erfolgreich zu unterstützen, war vor allem vom „Special Committee on the Relations of the APA to the IPA“ gegründeten „Emergency Committee on Relief and Immigration“ (Mészáros 2008; Thompson 2008) und der engen Zusammenarbeit zwischen Anna Freud und Jones zu verdanken (Steiner 2000, 2005). Auch einige, die aus den USA nach Wien gekommen waren, um dort eine psychoanalytische Ausbildung zu absolvieren, halfen ihren Wiener Kollegen bei ihrer Flucht. Viele von ihnen waren Pädagogen oder Sozialarbeiter, die an der in Wien entwickelten und gelehrten Anwendung der Psychoanalyse auf Pädagogik und Sozialarbeit interessiert waren. Dazu kam, dass in Wien – im Gegensatz zu den USA – auch Nicht-Mediziner zur Ausbildung zugelassen worden waren.
Die WPV Mitglieder Otto Brief, Ernst Paul Hoffman, Nikola Sugar und Rosa Walk konnten trotz vielfältiger Bemühungen nicht gerettet werden; Robert Hans Jokl floh über die Schweiz und Italien nach Südfrankreich. Er und seine Frau wurden dort 1942 interniert, im Mai 1946 kehrte er nach Wien zurück.
Im Dezember 1946 schrieb Anna Freud der schwedischen Psychoanalytikerin Alfhild Tamm: „Es ist traurig zu hören, wie viele Menschen aus unserem Kreis auch in den nordischen Ländern während des Krieges untergegangen sind. Man ist es ja schon gewohnt zu hören, aber die ganze Verschwendung mit Menschenleben, die die Welt in den letzten Jahren getrieben hat, wird einem bei einer solchen Gelegenheit immer wieder vor Augen geführt. Sie werden im letzten Korrespondenzblatt lesen, wieviel Verluste die ungarische Vereinigung gehabt hat und auch die holländische. Da ist es ja fast den deutschen und österreichischen Mitgliedern mit Hilfe der grossen Auswanderung besser gegangen.“[4]
Zur Lage der geflohenen Wiener Analytiker in London:
Anna Freud und den Wiener Analytikern war zwar die Flucht nach London gelungen, sie mussten aber nur allzu bald erkennen, dass sie zwar ihr Leben hatten retten können, dass sie, konfrontiert mit den in London vorherrschenden Auffassungen von Psychoanalyse, nun auch bedroht waren, ihre ideelle Heimat zu verlieren. Es war nämlich nicht gelungen, die mit großem Einsatz vorgetragenen unterschiedlichen Auffassungen von Psychoanalyse, die anlässlich des Symposions 1927 und der Austauschvorträge zwischen Wien und London nur allzu deutlich geworden waren, auszugleichen. Mit dem Untergang der WPV hatten sie den Boden, auf dem sie bisher gelebt und gearbeitet hatten, verloren und waren in einer ihnen fremden und durchaus nicht nur freundlich gesonnenen Umwelt angelangt.
Wenn es auch nicht besonders überraschend war, dass Melanie Klein und ihre Anhänger die Wiener nicht freudig in der Londoner Vereinigung begrüßten, so befürchteten aber auch manche der englischen Psychoanalytiker, die keineswegs zu den Anhängern Kleins zählten, dass nun unvermeidlich die Konflikte, die bisher zwischen Wien und London ausgetragen worden waren, mit aller Heftigkeit innerhalb der Britischen Vereinigung selbst ausgetragen werden würden. Einem Schreiben von James Strachey an Glover ist zu entnehmen, mit welchem Misstrauen sie die Emigranten aufnahmen – trotz ihrer großen Hilfsbereitschaft für die Notleidenden: „Ich bin für einen Kompromiß um jeden Preis. Die Schwierigkeiten scheinen mir auf beiden Seiten im Extremismus zu liegen. Meine eigene Ansicht ist, daß Frau K[lein] einige höchst wichtige Beiträge zur Psa. [Psychoanalyse] geleistet hat, aber daß es absurd ist, zu behaupten (a), daß sie das ganze Thema abdecken oder(b), daß sie axiomatische Gültigkeit haben. Andererseits halte ich es für lächerlich, wenn Fräulein F[reud] behauptet, die Psa. [Psychoanalyse] sei ein Jagdrevier im Besitz der Familie F[reud], und die Ideen von Frau K[lein] seien unheilbringend subversiv. Diese Einstellungen auf beiden Seiten sind natürlich rein religiös und geradezu die Antithese von Wissenschaftlichkeit.“ Strachey schließt mit der Frage: „Warum müssen diese elenden Faschisten und Kommunisten in unsere friedliche, kompromißbereite Insel einfallen? – (verdammte Ausländer)“ (zit. nach Grosskurth 1986, S. 326).
Als Melanie Klein Jones später beschuldigte, „er habe der Psychoanalyse großen Schaden zugefügt, indem er den Freuds eine Zuflucht verschafft hatte“ (zit. nach Young-Bruhel 1988, Bd. 2, S. 50), antwortete er ihr: „Die erste Möglichkeit war Holland; aber selbst wenn Anna die Einreiseerlaubnis bekommen hätte, hätte sie dort keine Arbeitserlaubnis bekommen, so daß die Zukunft äußerst finster gewesen wäre. Nach Aussagen der Prinzessin [Marie Bonaparte], die damals auch nach Wien kam, war die Lage in Frankreich sogar noch schlimmer, und in jener Zeit der starken Fremdenfeindlichkeit und des Antisemitismus stand kein anderes Land offen. Da habe ich die Möglichkeit angedeutet, nach England zu gehen, die begierig akzeptiert wurde. […] Das Ergebnis war weitgehend so, wie ich erwartet hatte, wenn auch nicht ganz so, wie ich es gewünscht hätte. Abgesehen von seinen Schmerzen hat Freud in London eines der glücklichsten Jahre seines Lebens verbracht. […] Die Wiener Mitglieder haben sich im großen und ganzen ziemlich gut benommen.“ Was Anna angehe, so schließt Jones, sei sie „gewiß ein harter und unverdaulicher Brocken. Sie ist in der Analyse wahrscheinlich so weit gegangen, wie sie kann, und sie hat nicht die Originalität eines Pioniers. Viel Schlimmeres läßt sich jedoch von einer ganzen Reihe unserer Mitglieder sagen, und gewiß hat sie viele wertvolle Eigenschaften“ (zit. nach Grosskurth 1986, S. 323f, King & Steiner 2000, S. 323f). Klein zeigte sich in ihrer Antwort zwar befriedigt, dass Freud noch ein glückliches Jahr in England gehabt habe, sie schreibt dann aber weiter: „Einige jener Wiener, die inzwischen nach Amerika gegangen sind, haben mir und anderen sehr bald von sich aus mitgeteilt, daß sie jede Möglichkeit hatten, nach Amerika zu gehen, und daß sie das auch getan hätten, wenn Sie sie nicht eingeladen und ermutigt hätten, nach England zu kommen“ (zit. nach Grosskurth 1986, S. 324 u. King & Steiner 2000, S. 322).
Mag auch die Rettung der Wiener Analytiker Jones’ bleibendes Verdienst sein, denn ohne seinen enormen persönlichen Einsatz wäre ihre Flucht aus Wien kaum derart erfolgreich verlaufen, so war doch seine Einstellung den Wiener Kollegen gegenüber zumindest zwiespältig. Er schrieb allerdings nicht nur mehr als Unfreundliches über Anna Freud an Melanie Klein – sondern auch über Klein an Anna Freud. In einem Brief an Anna Freud vom 21. Jänner 1942 schrieb er, er sei zwar der Meinung, dass Klein bedeutende Beiträge zur Psychoanalyse geliefert habe, dass man aber vieles davon bereits in der früheren psychoanalytischen Literatur hätte finden können und außerdem, so schrieb er, „hat sie keinen wissenschaftlichen oder methodischen Geist, und ihre Darstellungen sind kläglich. Abgesehen davon ist sie in mancher Hinsicht neurotisch und hat die Neigung, die sie allerdings zu beherrschen versucht, in etwas ‚verrannt’ zu sein. Ich wäre nicht weiter überrascht, wenn so jemand die Gefahr liefe, die objektive Realität dadurch zu verzerren, daß bestimmte Gesichtspunkte auf Kosten anderer hervorgehoben werden“ (zit. nach King & Steiner 2000, S. 331f).
Anna Freud waren bereits in Wien Zweifel gekommen, ob es eine gute Idee gewesen sei, gerade nach London zu flüchten. Nach einem Besuch von John Rickman in Wien im April 1938 schrieb sie an Jones: „Rickman ist vorgestern nach Ungarn weitergefahren. Die drei Tage seines Hierseins waren wohl die schwierigsten in dieser ganzen Zeit; ich weiß nicht, was er selber Dir darüber berichtet. Ich bin mir, trotz stundenlanger Gespräche mit ihm, auch jetzt noch nicht ganz klar darüber, wie weit er in Deinem Auftrag gesprochen und gehandelt hat oder wie weit er eine andere Seite der Vereinigung vertritt. Du erinnerst Dich, dass ich Dich mehrmals hier gefragt habe, ob es Dir noch nicht leid ist, dass Du den Gedanken ‚England’ hier aufgebracht hast; Du hast immer gesagt, dass Du es nicht bereust. R. hat jedenfalls in aller Deutlichkeit gezeigt, dass ein großer Teil der Gruppe anders denkt, d. h. abgesehen von einer großen Hilfsbereitschaft für Notleidende. Es hat keinen Sinn die einzelnen Missverständnisse aufzuzählen, die daraus entstanden sind, aber es war jedenfalls sehr schwierig und sehr deprimierend. Für mich wäre es sehr viel leichter gewesen, wenn ich von Dir ein bisschen gewusst hätte, wie das, was er sagt, aufzufassen ist.“ Und sie setzt fort: „Ich hoffe, Du hast etwas von Deinen Osterferien gehabt. Ich habe mit großem Erstaunen bemerkt, dass der Flieder zu blühen beginnt.“[5]
Was Anna Freud und Rickman während jener Tage im Einzelnen besprochen haben, geht aus den erhaltenen Dokumenten nicht eindeutig hervor. Jones versuchte jedenfalls, Anna Freud zu beschwichtigen. In seinem Antwortbrief entschuldigte er sich zunächst, sie über Rickman, der, wie er schrieb, in keiner offiziellen Mission nach Wien gekommen und zudem vollkommen vertrauensunwürdig sei, nicht ausreichend informiert zu haben. Er, Jones, sei aber davon ausgegangen, dass sie, Anna Freud, über Rickmans Charakter hinreichend informiert gewesen sei und er hätte auch nicht gedacht, dass sich Rickman derart töricht und grausam benehmen werde. Dass einzig Wahre an dem, was er – Rickman – berichtet habe, sei genau das, was er – Jones – ihr längst mitgeteilt habe; dass nämlich die neueren Arbeiten der Wiener Vereinigung in London nicht ausreichend bekannt seien – wie übrigens auch die Arbeit der Londoner in Wien –, dass Frau Riviere eine unversöhnliche Feindin von allem und jedem aus Wien Kommenden sei, dass die meisten Londoner Mitglieder dem „Pädagogischen“ mit Vorurteilen begegneten und dass Frau Klein – und mit ihr vielleicht auch noch zwei oder drei andere – beunruhigt seien, dass es für sie durch den Zustrom aus Wien noch schwieriger werden würde, ihre Ansichten durchzusetzen. In Wahrheit seien das aber keine Neuigkeiten, sie hätte es entweder längst gewusst oder er hätte sie bereits darauf hingewiesen und mehr gäbe es dazu nicht zu sagen. Außerdem sei Mrs. Klein eine überaus entgegenkommende und freundliche Person und er hoffe, dass sie sie mit der Zeit schätzen werde. Was ihre Arbeiten betreffe, so sei das doch ein rein wissenschaftliches Problem. In der Vereinigung vertrete sie die Ansichten einer Minderheit – mit viel Opposition. Insofern werde Anna Freuds Ankunft in London auch keine neuen Probleme mit sich bringen. Abschließend schrieb er, dass er seinen Vorschlag, sie solle nach England kommen, keinen Augenblick bereut habe und dass er den zukünftigen Entwicklungen mit vollkommenem Vertrauen entgegensehe. Sie müsse in ihn dasselbe Vertrauen haben und er sei doch etwas verwundert gewesen, dass sie meinen konnte, Rickman habe in seinem Auftrag gesprochen. Das hätte er nicht verdient, aber er könne sich vorstellen, dass sich die schreckliche Belastung und all die Verwirrungen schließlich auch auf ihre sonst so feste Haltung ausgewirkt haben.[6]
Mochte auch Rickmans Darstellung der Situation, die die Wiener in London erwartete, realistischer gewesen sein als die begütigenden Darstellungen Jones’, so war Anna Freud doch bestrebt, die lebensrettende, bewährte Zusammenarbeit mit Jones auf keinen Fall in Gefahr zu bringen. Allerdings, bisher hatte sie mit ihm durchaus gleichberechtigt die IPV geführt, nun war sie zur Bittstellerin geworden.
Noch bevor sie eine Antwort auf ihr Schreiben erhalten hatte, schrieb sie Jones: „Zu den persönlichen Dingen: ich möchte nicht, dass Du mich für zu unvernünftig hältst. Ich lerne auch zu, habe in der letzten Woche Fortschritte darin gemacht und habe die besten Absichten, alles abzuwarten, Dir die Situation zu erleichtern und nicht zu erschweren und vor allem nicht empfindlich zu sein. […] Es wird auch leichter sein, wenn ich einmal über die einzelnen Menschen in Deiner Vereinigung und ihre Stellung zu Dir und untereinander mehr Kenntnisse habe.“[7]
In ihrem Antwortbrief schrieb sie dann: „Deinen langen Brief vom 25. habe ich schon heute bekommen und habe mich wirklich ganz besonders damit gefreut. Es stimmt; alle die Tatsachen, die Du noch einmal über die Vereinigung hervorhebst, habe ich gekannt und sie schrecken mich durchaus nicht. Jedenfalls nicht in der Beleuchtung, in der Du sie schilderst und in der ich sie ansehe. Aber über Rickman habe ich wirklich gar nichts gewußt. […] Immerhin, das ist nur zu meiner Entschuldigung und damit ich meinen guten Ruf vom firm temperament nicht gleich verliere. Ist es ein Zeichen von großer Schwächlichkeit, daß mich Dein Brief sehr erleichtert hat?“[8]
Jones antwortete ihr: „Wie sehr wünsche ich mir, über die Situation hier mit Dir ausführlich sprechen zu können.“ Im Moment könne sie sich nur auf seine Überzeugung verlassen, aber in einem Gespräch könnte er ihr zeigen, auf was für einer festen Basis diese beruhe. Sie hätte schon recht, wenn meine, sie brauche noch eine Menge Informationen über den Charakter und die Arbeit der Londoner Mitglieder. Abschließend schrieb er: „For the rest you have mentioned exactly the qualities needed, courage, common sense, tolerance and above all Mangel an Empfindlichkeit. I think you are richly endowed with these and that is one of the bases of my confidence.”[9]
Sobald Anna Freud in London angekommen war und sie Kontakt mit der Britischen Vereinigung aufgenommen hatte, wurden ihr „firm temperament“, ihre Toleranz und ihr „Mangel an Empfindlichkeit“ auf eine harte Probe gestellt. Sie und ihre engsten Mitarbeiter nahmen zwar nach ihrer Ankunft die Arbeit in der aus Wien gewohnten Weise wieder auf – Anna Freud hielt bereits im Herbst 1938 einen dreistündigen Kurs für Lehrer des London County Councel an dem etwa 100 städtische Lehrer teilnahmen und Burlingham und Hoffer leiteten eine study group, die von Jänner bis Juni 1939 11 Sitzungen abhielt, an denen sechs Wiener und vier englische Pädagogen teilnahmen[10] – die Zusammenarbeit in der Londoner Vereinigung war von allem Anfang an durch heftige Konflikte gekennzeichnet.
Anna Freud berichtet darüber in einem Brief aus November 1938 an Eitingon: „In der Vereinigung noch nicht viel Neues. Ich warte, wie lange ich es dort aushalte, ehe ich wild werde.“[11] Und im Dezember schrieb sie ihm: „Sonst geht alles seinen Gang. Während wir bisher in der Vereinigung geschwiegen haben, haben wir letzten Mittwoch nach einem Vortrag von Susan Isaacs zum erstenmal eine prinzipielle Diskussion begonnen. Es wird eine schwere Arbeit werden und eine, die mir wenig liegt. Aber das ist einmal so.“[12]
Das Klima in der Londoner Vereinigung verbesserte sich auch in der Folgezeit nicht. An Simmel schrieb Anna Freud im März 1939: „Sie fragen nach unserer Zusammenarbeit mit der englischen Gruppe. Das ist ein so schwieriges Problem, das man es nach einem dreiviertel Jahr noch gar nicht beantworten kann. Vielleicht ist das beste, was sich dazu sagen lässt, dass die englische Gruppe selbst nicht einheitlich ist. Soweit es die Klein’sche Schule betrifft, sind die theoretischen Unterschiede schon so groß, dass man sich zwar über die Unterschiede unterhalten, aber nicht wirklich zusammenarbeiten kann. Das gibt im einzelnen sehr viele Schwierigkeiten, die dadurch zugedeckt sind, dass die Gruppe sich menschlich der ganzen Emigrationsfrage gegenüber besonders gut benommen hat. In einem weiteren Jahr werde ich besser wissen, was aus der Arbeit wird.“[13]
Über die Differenzen zwischen Kleinianern und Freudianern hatte Fenichel bereits im März 1934 in einem seiner Rundbriefe berichtet: „Daß die Lehren der englischen psychoanalytischen Vereinigung in vielen Punkten von der kontinentalen Psy[cho] A[nalyse] abweichen, ist bekannt. […] Man hat gesagt, die englischen Kollegen schreiben nicht englisch, sondern ‚melaniesisch’, man wollte damit ausdrücken, daß M[elanie] Klein dort als die größte Analytikerin und als die Vollenderin des Werkes Freuds angesehen wird“ (Fenichel 1998, S. 49f). Und aus dem Bericht eines Berliner Emigranten über die Lage der Psychoanalyse in London zitierte er: „Wenn ich die Analyse in London kennengelernt hätte, wäre ich nie Analytiker geworden, sondern hätte es betrachtet als das, was es hier ist, nämlich eine Geheimwissenschaft, die von einigen sehr verschrobenen Leuten als Hobby ausgeübt wird“ (Fenichel 1998, S. 52).
Die Londoner Freud/Klein Kontroversen.
Nach der Kriegerklärung Großbritanniens am 3. September 1939 hatten sich einige der ärztlich ausgebildeten Mitglieder der Vereinigung dem Medizinischen Notdienst angeschlossen, andere hatten sich als Psychiater zum Dienst beim Militär gemeldet, und wieder andere, darunter Melanie Klein, Susan Isaacs und Joan Riviere, hatten London verlassen und waren aufs Land gezogen. Dadurch waren in den Vereinssitzungen die Emigranten, die sich als feindliche Ausländer im Land nicht frei bewegen durften, zur Mehrheit geworden. Pearl King schreibt: „Ich bin sicher, daß die Möglichkeit, bei solchen Versammlungen eine Mehrheit zu bilden, ein wichtiges stabilisierendes Erlebnis für die Flüchtlinge aus Europa bedeutete. Da Melanie Klein erst im Oktober 1941 nach London zurückkehrte und die meisten ihrer engsten Verbündeten während dieser Zeit ebenfalls abwesend waren, müssen die ehemaligen Mitglieder der Wiener Gruppe die wissenschaftlichen Donnerstagssitzungen wie eine regelmäßige Wiedersehensfeier empfunden haben und die Teilnahme daran muß für sie eine wichtige Erfahrung gewesen sein“ (King & Steiner 1991, Bd. I, S. 67f). Als Melanie Klein und ihre Freunde an den Sitzungen wieder regelmäßiger teilnahmen, „wurden“, wie King schreibt, „die Diskussionen erbitterter geführt, und da die Atmosphäre auf den wissenschaftlichen Sitzungen immer unangenehmer wurde, machten sich viele Mitglieder Sorgen über die Entwicklung der Gesellschaft“ (King & Steiner 1991, Bd. I, S. 72).
Willy Hoffer berichtete Fenichel: „Our meetings will start to-morrow, Kaethe Friedlaender will read a paper about literature for children. She is one of the very few friends we have here, we meet almost every Sunday on our ‘farm’ in the Children-Hills, where we have long walks. Melanie Klein has just returned after a year, which she spend in the North and with her wing returns too so that the meetings will get very annoying if not unbearable. I think one cannot imagine how it looks from the near and the article of Rickman about the ugly-which, it seemed did annoy you too, is pure logic and spirit compared with the spoken words.”[14]
Im August 1943 schrieb Anna Freud Kris, sie habe den Eindruck, dass sie ihm in jedem Brief schreibe, dass die Situation in der Vereinigung noch nie so schlimm gewesen sei. Nun aber sei es wahrer als je zuvor. Die anstrengenden Diskussionen des Isaacs Vortrags letzten Winter hätten zu absolute keinem Ergebnis geführt und nur die Feindseligkeiten und Aktivitäten der Kleinianer verstärkt. Diesen Herbst werde ein Papier von Paula Heimann diskutiert werden. Sie werde sich aber so gut es geht aus der Diskussion heraushalten, da ihre Abneigung und ihr Eindruck, dass das alles zwecklos sei, unterdessen derart angewachsen sei, dass es ihr nicht mehr möglich sei, an den Diskussionen teilzunehmen. Was sie aber sonst tun könne, das wisse sie noch nicht. Sicherlich käme aber, wie sie schrieb, eine Mitarbeit in der Vereinigung nicht mehr in Frage. Auch Glover sei zu dem Entschluss gekommen, sich zurückzuziehen. Mit „If we were a little stronger in numbers and personalities, it would not be difficult to form a new group”, beendete sie ihre Schilderung.[15]
Die Auseinandersetzungen London nahmen an Schärfe immer mehr zu und als Anna Freud schließlich erkennen musste, dass sie in ihrem Vorhaben, Klein und ihre Anhänger vom Unterricht auszuschießen, endgültig gescheitert war, zog sie sich aus dem Unterrichtsausschuss zurück. Weder Anna Freud noch ihre Freunde beteiligten sich mehr an den Kontroversen.
Einem Brief Anna Freuds an Kris vom Februar 1944 ist ihre Enttäuschung über die Entwicklungen in der Londoner Vereinigung und ihr endgültiger Rückzug zu entnehmen. Der Bruch mit der Vereinigung sei nun endgültig vollzogen, Glover habe aus Protest, dass die Vereinigung daran sei „going non-Freudian”, alle seine Ämter und auch seine Mitgliedschaft zurückgelegt und sie selbst sei aus dem Lehrausschuss ausgetreten, dem einzigen offiziellen Amt, das sie in der Vereinigung innegehabt habe. Das hätte sie schon vor Jahren tun sollen, oder, besser, sie hätte sich nie auf eine Zusammenarbeit mit der Vereinigung einlassen sollen. Es tue ihr sehr leid, dass sie nicht – wie Glover – auch ihre Mitgliedschaft zurücklegen könne. Das sei aber nicht möglich, da dadurch für ihre Kandidaten und auch für einige der jüngeren Mitglieder, die ihre Arbeitserlaubnis als Analytiker nur mit Hilfe der Vereinigung erhalten hätten, eine unmögliche Situation entstanden wäre. Sie müsse nun abwarten, bis sie den nächsten Schritt machen könne und wisse noch nicht, ob nun die „so genannten wissenschaftlichen Diskussionen“ überhaupt beendet werden würden oder ob sie nur nicht mehr daran teilnehmen werde. Diesem Schreiben ist übrigens zu entnehmen, dass die Diskussionsunterlagen auch an Kris geschickt worden waren. Anna Freud war allerdings der Ansicht, dass durch diese Unterlagen ein vollkommen falsches Bild über den Gang der Diskussionen vermittelt worden sei. Niemand hätte nämlich die Antworten ihrer Gruppe zur Kenntnis genommen und der Lehrbetrieb sei weitergegangen, als hätte es die Diskussionen nie gegeben. Dennoch, die Diskussionen hätten wenigstens dazu gedient, den Bruch zu beschleunigen – und das sei doch immerhin etwas! Sie berichtete weiter, dass nun auch Käte Friedlaender ihr Amt als Kassier zurückgelegt hatte und dass sie sich nun alle aus der Vereinigung zurückzuziehen, keine Treffen mehr besuchen und sich in keiner Weise mehr an der Arbeit der Vereinigung beteiligen werden. Das ehemalige Kinderanalyseseminar, das an den Donnerstagabenden in Maresfield Gardens zusammenkomme, sei nun zu einer von der Vereinigung unabhängigen Diskussionsgruppe geworden, zu einer stillen Revolte gegen all das, was hier in London Psychoanalyse genannt werde. Was noch kommen werde, sei ungewiss, sie habe es jedenfalls aufgegeben über eine neue Vereinigung nachzudenken und denke lieber an eigene oder gemeinsame Arbeit.[16]
Kris schrieb im Jänner 1946 an Anna Freud: „Ich danke Ihnen sehr für Ihren langen Brief 12. Dezember. Darauf braucht es nun keine weiteren Kommentare mehr. […] Hartmann, der Ihren Brief gelesen hat, ist sehr beunruhigt darüber, dass Sie weiterhin in England bleiben werden und meint, dass Sie sich, wenn es Ihre Absicht ist, die IPA zu retten, in diesem weit offenen Land hier niederlassen sollten. […] Für mich bedeutet die Sanftheit Englands als Land so viel mehr als alle Gruppenzugehörigkeit und Freuds letzte Wohnstatt so viel mehr als alle anderen Überlegungen, dass ich keinen anderen Argumenten mehr zugänglich bin. […] Wie stehen die Chancen, dass Sie entweder im Mai oder im September hierher kommen werden? […] Meine Einbürgerung scheint nun endlich bevorzustehen, zu spät für eine Reise mitten im Winter. Das nächste möglich Datum wäre also der Sommer –“[17]
Im August 1944 hatte Anna Freud an Ilja Schalit geschrieben: „Die Vereinigung hier ist in einem traurigen Zustand, und es ist schwer vorherzusagen, was weiter geschehen wird. Ernst Jones bleibt ein bloßer Ehrenvorsitzender. Edward Glover hat die Vereinigung ganz verlassen als Protest gegen die Lehraktivitäten, die sich fast ausschließlich auf der Linie Melanie Kleins entwickelt haben, mit desaströsen Ergebnissen für Theorie und Technik. Ich und die kleine Gruppe von Kontinentalen um mich herum haben die Kooperation mit der Vereinigung aufgegeben, obwohl wir im Moment Mitglieder bleiben müssen. Es bedeutet tatsächlich, dass wir ohne Vereinigung leben und unter uns wissenschaftlich zu arbeiten suchen. Ich hoffe auf die Zukunft und die Rückkehr der Prinzessin [Marie Bonaparte befand sich zu dieser Zeit noch in Südafrika], um wieder etwas aufzubauen. All das macht es um so notwendiger, die Institute, die wir noch haben, zu bewahren und zu retten.“[18]
Die Notwendigkeit, die Situation zu klären, war vor allem im Hinblick auf die Position der Vereinigung gegenüber dem National Health Service (der nationalen Gesundheitsbehörde) dringlich, da es von entscheidender Bedeutung war, die Anerkennung des Instituts als zentrale Ausbildungsstätte für Psychoanalytiker zu erhalten (vgl. Brühmann 1996). Erst als am 26. Juni 1946 eine Außerordentliche Versammlung der Britischen Vereinigung abgehalten wurde, um den Mitgliedern einen nach langwierigen Konsultationen ausgehandelten Kompromissvorschlag vorzulegen, nämlich die Vereinbarung, zwei parallele Kurse – einen kleinianischen und einen freudianischen – einzuführen, besuchte Anna Freud zum ersten Mal wieder eine Zusammenkunft der Vereinigung. Sie nahm zwar ihre Arbeit im Lehrausschuss der Vereinigung wieder auf, ihr Hauptinteresse galt aber von nun an der von ihr und Kate Friedlander begründeten Ausbildung in Hampstead.
Im Juli 1946 schrieb Anna Freud an Kata Lévy: „Ich bin wieder gesund, aber es ist noch Nachwirkung meiner Krankheit, dass ich mich zum erstenmal in England entschlossen habe, den ganzen Juli auf Ferien zu gehen. Übermorgen fahre ich weg und freue mich sehr darauf. […] In der vorigen Woche hat sich nach vielen Verhandlungen meine Stellung zu der hiesigen Vereinigung etwas gebessert. Nachdem ich mich 2 Jahre lang nicht am Unterricht und der Unterrichtskommission beteiligt habe, werde ich jetzt wieder anfangen. Man hat mir gewisse Konzessionen gemacht, von denen man hoffen darf, dass sie den Einfluss der Klein’schen Theorie auf den Unterricht wenigstens auf ein bescheideneres Maß herunterdrücken werden, und ich werde vielleicht die Möglichkeit haben, mit meinen Kollegen eine kleine Anzahl von Kandidaten wirklich auszubilden, was unter den alten Verhältnissen unmöglich war. Wir werden es im Herbst ausprobieren und in einem weiteren Jahr wird es sich wohl zeigen, ob das ein richtiger oder ein falscher Schritt war.“[19]
Im November 1946 schrieb sie ihr: „Was Du über die Vereinigung schreibst, könnte man mit wenig Änderungen auch über die hiesige schreiben. Ich kann Dir aus Erfahrung sagen, je gründlicher man aufhört, sich zu ärgern, desto mehr ist man schliesslich imstande, doch noch auch in so einer Situation Positives zu machen. Ich sage mir auch immer noch zum Trost, dass es gar nicht anders wäre, wenn man in die Vereinigung eines anderen Landes hineingeräte. Die Prinzessin ärgert sich in Paris genau so über ihre Vereinigung, wie Du in Budapest und ich in London. Ich halte jetzt seit mehreren Jahren zum erstenmal wieder ein Seminar am Institut und vom Januar an einen Kurs und es geht ganz gut.“[20]
Im März 1947 schrieb Anna Freud an Philipp Sarasin, in Bezug auf ihre kurzzeitige Mitgliedschaft in der schweizer psychoanalytischen Gruppe, dass sie sich nun dazu entschlossen habe, doch Mitglied der englischen Gruppe zu bleiben.[21]
Aber auch in der Folgezeit beruhigte sich die Situation in London kaum. Anna Freud an Lampl-de Groot im September 1947: „Die Vereinigung ist vorläufig sehr unerfreulich, in manchen Punkten mehr als im vorigen Jahr. Rickman ist jetzt sowohl Vorsitzender als auch Vorsitzender der Unterrichtskommission. […] Ich bin sowohl im Board wie im Training Committee, aber in beiden als Minorität isoliert, also nicht in der Lage, irgendetwas durchzusetzen. Es geht jetzt in der Vereinigung mehr nach der medizinisch-psychiatrischen Seite hin, was vielleicht etwas besser ist wie nach der rein Kleinischen Seite. Hoffnungsvoll für die Zukunft ist es auch nicht, aber es bleibt nicht viel anderes übrig als es gehen zu lassen wie es geht.“[22]
Konnte sich Anna Freud auch innerhalb der Britischen Vereinigung nicht durchsetzen, so zog sie aus der für sie so unerfreulichen Situation dennoch ihre Konsequenzen. Im September 1947 teilte sie dem Vorstand der Vereinigung mit, dass sie und Kate Friedlaender eine Ausbildung zu Therapeuten – zu sogenannten „Child Experts“ – beginnen werden. Damit hatte Anna Freuds Arbeit an der Hampstead Child Therapy Clinic und Course begonnen,[23] aber auch ihr lebenslanger Kampf um die Anerkennung dieser Ausbildung durch die Britische Vereinigung und die IPV (vgl. Young-Bruehl 1988, Bd. 2, S. 157f, 161ff, 259ff).
Zur Lage der geflohenen Wiener Analytiker in den USA.
Sowohl die heftigen Kämpfe zwischen den amerikanischen Psychoanalytikern[24] wie auch die zwischen APA und IPV stellten das Emergency Committee vor eine nur schwer lösbare Aufgabe. Um seine Hilfe in Anspruch nehmen zu können, reichte es zwar, Mitglied der IPA gewesen zu sein, es konnte aber die Integration der Flüchtlinge in die amerikanischen Ortsgruppen nicht sicherstellen. 1938 hatte die APA ihre strikte Ablehnung von sogenannten Laienanalytikern dadurch bekräftigt, dass sie neue Vorschrift eingeführt hatte, nach denen nur mehr ausgebildete Psychiater Mitglied einer amerikanischen Ortsgruppe werden konnten. In seinen Aussendungen machte das Emergency Committee die Emigranten darauf aufmerksam, dass es in den USA illegal sei, als Psychoanalytiker zu arbeiten, ohne als Mediziner zugelassen worden zu sein. Sie sollten sich umgehend den ihnen nächstliegenden Ortsgruppen anschließen, womit sichergestellt werden sollte, dass auch für sie die in USA gültigen Regelungen wirksam werden könnten. Die, denen demnach kein Recht hatten, Mitglieder einer Ortsgruppe zu werden und als Psychoanalytiker zu arbeiten, sollten sich anderen Berufszweigen – etwa der Sozialarbeit oder der Pädagogik – zuwenden. Diese Regeln wurden in der Folge allerdings nicht lückenlos eingehalten (vgl. Hale 1995, S. 128).
Konnten aber Emigranten in den USA nicht Mitglieder werden und war die Mitgliedschaft in der IPV an die Zugehörigkeit zu einer Ortsgruppe gebunden, dann war damit auch ihre Mitgliedschaft zur IPV in Frage gestellt. Dazu kam, dass die APA darauf bestand, autonom und unabhängig von den Entscheidungen der IPV Führung zu sein (vgl. Schröter 2008). Dazu schrieb Anna Freud an Jones: „Das Recht auf eine ordentliche Mitgliedschaft bei uns in der IPV erwirbt man sich schwer genug durch Studium und Arbeit. Es sollte (wie manche Staatsbürgerschaften) ausser durch Aufgeben der Arbeit oder durch wissenschaftliche Abwendung nicht verlierbar sein. Früher, ehe es die Laienschwierigkeiten bei uns gegeben hat, war es ja auch tatsächlich so: man ist entweder Mitglied geblieben, wo man gewesen war oder automatisch in einer anderen Vereinigung akzeptiert worden.“[25]
Wie kompliziert und verworren die Situation damals tatsächlich war, geht aus einem Brief hervor, den Jones im Mai 1938 an Kubie schrieb. In diesem Brief erinnerte Jones Kubie zunächst daran, dass er, offensichtlich sehr gegen seinen Willen, durch einen Kongressbeschluss angewiesen worden war, jedem deutschen Emigranten, der es verlange, die direkte Mitgliedschaft bei der Internationalen Vereinigung zu gewähren. Er habe aber keine Vollmacht, mit den österreichischen Emigranten ebenso zu verfahren und er sehe auch keinen Grund, es wieder so zu machen. Würden alle Vereinigungen so vorgehen, wie die Britische, nämlich, jedem, der sich in ihrem Land aufhält, automatisch die Mitgliedschaft der für ihn nun zuständigen Vereinigung zu verleihen, dann brauchte es überhaupt keine direkten Mitgliedschaften bei der Internationalen Vereinigung. Leider hätten aber einige Vereinigungen, wie z. B. die Französische, anders gehandelt und die Immigranten nicht aufgenommen. Natürlich sei auch er der Ansicht, dass sich alle an die jeweils in einem Land geltenden Regelungen zu halten haben, er sei aber doch der Ansicht, dass es eine höchst unfaire Härte wäre, einem Wiener Psychoanalytiker seine langjährige Mitgliedschaft bei der Internationalen Vereinigung nur deswegen zu entziehen, weil Hitler in sein Land einmarschiert ist.[26]
Um dieses Problem zu lösen, machte Lawrence S. Kubie in einem Brief vom Juli 1938 Jones den Vorschlag, die Wiener Vereinigung im Rahmen der IPV formal fortbestehen zu lassen.[27] Das hätte dann zur Folge gehabt, dass alle früheren Wiener Mitglieder, die gemäß der in den USA gültigen Regelungen nicht als Mitglieder in die amerikanischen Vereinigungen aufgenommen werden konnten – es ging hier vor allem um die so genannten Laienanalytiker[28] – weiterhin Mitglieder der Wiener und damit auch der Internationalen Vereinigung geblieben wären. Alle die aber, also diejenigen, für die eine Mitgliedschaft in Frage käme, sollten von Europa aus dazu aufgefordert werden, um Mitgliedschaft bei der amerikanischen Vereinigung anzusuchen, die ihrem Wohnort am nächsten liege. Dadurch könne der Status einer direkte Mitgliedschaft, der ‘membership-at-large’ status, der in der Vergangenheit von einigen schamlos ausgenutzt worden sei und der daher von einigen vehement abgelehnt werde, unnötig werden.[29]
Alle diese Fragestellungen waren anlässlich einer Sitzung im Dezember 1938 in London, an der Edward Bibring, Marie Bonaparte, Anna Freud, Edward Glover und Ernest Jones teilgenommen hatten, diskutiert worden. Im Entwurf eines Schreibens an Kubie steht zu lesen, zu welchen Ansichten sie in Bezug auf die „Amerikafrage“ gekommen waren. Sie meinten, dass es vor allem die Frage der Laienanalyse sei, die zum Hauptproblem in den Auseinandersetzungen zwischen den Amerikanischen und den Europäischen Analytikern geworden sei. Sie waren zudem der Ansicht, dass den wenigen in Amerika eingelangten Laienanalytikern die Mitarbeit nicht verwehrt werden sollte.[30]
Über diese Sitzung schrieb Anna Freud an Eitingon: „Die Prinzessin war jetzt auf 4 Tage zu Besuch bei uns und hat wie immer sehr viel gute Stimmung mitgebracht. Wir haben 2 Abendsitzungen des amerikanischen Komités abgehalten, die mit einer vorläufigen Uneinigkeit geendet haben. Jones hat sich plötzlich dafür erklärt, den Amerikanern alle Zugeständnisse zu machen, die sie haben wollen. Die Prinzessin und ich dagegen sind der Meinung, daß die IPV sich nicht selbst zur Sanktionierung des Laienverbots hergeben darf. Wenn die Amerikaner ihrer eigen Verhältnisse wegen das Laienverbot einführen, so rücken sie eben ein Stück weit von der IPV ab, was organisatorisch zum Ausdruck kommen muß. Aber sie sollen es auf eigene Verantwortung tun und nicht auf unsere. Ist das nicht auch Ihre Meinung? Wenn man nämlich die einzelnen Punkte durchgeht, so zeigt sich immer wieder, daß der Unterschied in der Laienfrage allen Differenzen zu Grunde liegt.“[31] Und einige Zeit später schrieb sie ihm: „[Jones] macht die Politik von Chamberlain und wahrscheinlich mit dem selben Erfolg. Aber Amerika haben wir jedenfalls verloren, wie haben dort nicht den geringsten Einfluss mehr und es ist besser das ganz klar zu sehen. Vielleicht ist es nicht so wichtig. Statt einer internationalen bewegung braucht man wieder mehr Einzelarbeit an Einzelstellen. Und so lange die englische Gruppe so ist wie sie jetzt ist, ist es viel besser, wenn sie nicht die Führung hat.“[32]
Im “Report to the Council on Professional Training and to the General Session of the American Psychoanalytic Association in Chicago, June 2nd and 3rd, 1938” schrieb Kubie: „For everyone this was a period of intense feeling; yet if we face the situation honestly it must be acknowledged that these feelings were not without their elements of conflict and confusion. On the one hand it was recognized that part of the Viennese community of analysts might be seriously hampered in their efforts to adapt to the American scene by the traditional isolationist policy of that group, by its old antipathy to the medical world, and by the hostility to America which had long been inculcated from many sources, some old and historical, some more recent. These considerations gave rise to certain misgivings (mounting in some instances to actual panic), as to the potential influence on psychoanalysis in this country of a large influx of European analysts en masse. We cannot pretend that the activities of this Committee have been wholly free from the confusion to which all of us have been subject. Nevertheless from the statistics presented below it will be seen that the more panicky attitude towards the problem has been grossly unnecessary. This background of confusion however, makes it all the more necessary that our policy should be clearly formulated for the future. Before turning to the problem of future policy, however, let us face the problem itself in concrete terms: When the Committee took hold of the situation it could gather together the names of about seventy-five psychoanalysts who might conceivably seek refuge in this country. It was quickly found, however, that at least twenty of these would under no circumstances come to this country, either because they did not have to migrate or because they had found refuge elsewhere. Of the remaining fifty-five, there are about fifteen who cannot under any circumstances move at present because they come from countries other than Austria in which the quotas have already been applied for in advance, in certain instances for years. Such individuals, once they have applied for admission on a quota visa, cannot receive visitor's visas. This leaves a total group of about forty potential immigrants in our own field for whom this Committee is primarily interested. Among some of our colleagues there has been a great deal of talk about the dangers from a large influx of lay analysts. To these it will be reassuring to learn therefore that in this group of forty there are only five or six laymen who are likely or imminent visitors,—most of whom are trained and experienced in collateral fields, such as education and the like, in which their analytic background cannot fail to be of utmost value. If, therefore, this incoming group is handled tactfully and generously, and if they can be convinced of the necessity of not continuing to train other laymen, it is obvious that American psychoanalysis has nothing to fear in this direction. Of the group of forty analysts whom we are aiming to assist, about six are lay-analysts, seven are young physicians caught in the midst of their psychoanalytic training, and the rest form a group of about thirty analytically trained psychiatrists and neurologists who wish to migrate to this country as soon as possible” (Kubie 1938, S. 65).
Schon im April 1938 hatte Kubie an Jones geschrieben, er solle den Kollegen, die die Absicht haben nach den USA zu kommen, mitteilen, dass es in den größeren Städten bereits gut organisierte Psychoanalytische Vereine und Institute gebe, dass es aber auch Städte und Gegenden gebe, die Psychoanalytiker brauchen könnten. Er teilte Jones auch mit, dass die Emigranten nicht automatisch Mitglieder der IPA werden können. Sie müssten einen Fragebogen ausfüllen und eine genaue Auskunft über ihre Ausbildung geben. Zudem werden sie ein „Information Bulletin” bekommen, um ihnen einen klaren Eindruck der Situation zu vermitteln, die sie in den USA erwarte (zit. nach Thompson 2012, S. 15).
In einem Bericht des „Emergency Committee on Relief and Immigration“, der 1938 im „Psychoanalytic Quarterly” veröffentlicht wurde, heißt es, dass Komitee „reports that since March, 1938, twenty-nine individuals who have come to this country [USA] from Europe have turned to the Committee for aid, advice, and assistance. There is at present a group of fourteen refugees in the New York area. Of these, three will probably remain permanently in New York itself. The rest are in all likelihood to be regarded as in transit through New York. The Committee has made every effort to impress upon the European colleagues the necessity and the wisdom of scattering through the country. There can be no question but that if the doors of this country are to be kept open to the further immigration of refugees, it is necessary that all refugees, as they come, should move inland from the port of entry. Everyone who has studied this problem is agreed on this point, and it has not been difficult to make our European friends realize its necessity. At the same time this subjects them to grave additional emotional strain; and it is important for us to assist them in their readjustment by not pushing them too rapidly towards this difficult step. On the other hand, too long a delay before moving to a permanent home engenders fresh anxieties and new uncertainties, with an additional tendency for the emigré to become involved in commitments which then bind him to the spot where he has first arrived. For this reason it is unwise that this initial period should become unduly prolonged.”[33]
In späteren Jahren sollten die nach New York gekommenen, aus Wien stammenden Analytiker, einen bedeutenden Einfluss auf die „New York Psychoanalytic Society and Institute” bekommen. 1937 hatte die New Yorker Vereinigung 71 Mitglieder, wovon 5 aus Europa gekommen waren. 1948 hatte sie 152 Mitglieder, 51 waren Emigranten, 1961 waren alle Vorstandmitglieder Emigranten: Annie Reich war die Präsidentin, Annemarie Weil die Vizepräsidentin, Nicholas Young der Sekretär und Dora Hartmann die Schatzmeisterin.
Die Hälfte der Emigranten – 27 von 51 – waren ursprünglich Mitglieder der Wiener Vereinigung, 9 waren Mitglieder der Ungarischen Vereinigung[34] und neun kamen aus Berlin. Gewöhnlich wurden die Emigranten etwas zwei Jahre nach ihrer Ankunft Mitglieder der Vereinigung. Bis dahin hatten sie ihre „state medical license“ erworben. Viele der Emigranten wurde sehr bald einflussreiche Lehranalytiker.
Thompson schreibt: „Forced into exile, in traumatic circumstances, emigré analysts brought to their new societies an identity rooted in the social and intellectual experience of becoming analysts in the 1920s and 1930s, often nurtured by a personal relationship with Freud himself, which engendered in many a resolve to defend and extend his discoveries. […] Many emigrés experienced profound feelings of dislocation after arriving in the United States, symbolized by the necessity of learning how to express themselves and practice psychoanalysis in a new language. They often noted that being able to express themselves fluently, to converse, was highly valued in the cultural milieu they had left behind; the sudden experience of not being able to do so was difficult. […] Many emigrés also freely acknowledged that coming to America afforded them professional opportunities and experiences that most likely would have been closed to them in Europe” (Thompson 2012, S. 30f).
Quellen:
ABPS = Archiv der British Psychoanalytical Society.
AFML = Archiv Freud Museum London.
AFP/LoC = Anna Freud Papers im Archiv der Library of Congress, Washington.
EKP/LoC = Ernst Kris Papers im Archiv der Library of Congress, Washington.
Israelisches Staatsarchiv, Jerusalem.
IZ = Internationale Zeitschrift für Psychoanalye.
OFP/LoC = Otto Fenichel Papers im Archiv der Library of Congress, Washington.
Literatur:
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Fenichel, O. (1998): 119 Rundbriefe. Reichmayr, J. & Mühlleitner, E. (Hg.) Frankfurt am Main und Basel: Stroemfeld Verlag.
Grosskurth, P. (1986): Melanie Klein, ihre Welt und ihr Werk. Stuttgart. Verlag Internationale Psychoanalyse 1993.
Hale, N. G. (1995): The Rise and Crisis of Psychoanalysis in the United States. Bridgewater, NJ: Baker & Taylor 2000.
King, P. und Steiner, R. (Hg.) (1991): Die Freud/Klein Kontroversen 1941-1945. Stuttgart: Klett-Cotta 2000.
Kirsner, D. (2000): Unfree Associations. London: Process Press.
Kubie L. (1938): Bulletin of the American Psychoanalytic Association, 1 (1), S. 53-72
Mészáros, J. (2008) : Die Emigration der Budapester Schule und das Emergency Committee on Relief and Immigration. In : Psychoanalyse in Europa, Bulletin 62, Jahr 2008, S. 127-148.
Mühlleitner, E. und Reichmayr, J. (2003). Die „Wiener“ Psychoanalyse im Exil. Luzifer-Amor, 16(31):70-105.
Rolnik, E. (2008): „…wo sich die Intellektuellen gegenseitig im Wege stehen“. Albert Einstein, Max Eitingon, Anna Freud und die Migration der deutschsprachigen Psychoanalyse nach Palästina. In: Luzifer-Amor, 21. Jg. Heft 42, S. 88- 99.
Schmidt, E. (2008): Franz Alexander und die Berliner Tradition in Chikago. In: Jb. d. Psa. 57, S. 95-116.
Schröter, M. (2008): Die Ausbreitung des Berliner Modells der Analytikerausbildung. Eine Skizze der Internationalen Unterrichtskommission 1925-1938. In: Jb. d. Psya. Bd. 57, S. 133-158.
Steiner, R. (2000): „It is a new kind of Diaspora“. London & New York: Karnac Books.
Steiner, R. (2005): Einige Bemerkungen über die theoretischen und klinischen Entwicklungen in der Psychoanalyse nach der Auflösung der Wiener psychoanalytischen Vereinigung. In: WPV (Hg): Trauma der Psychoanalyse? Die Vertreibung der Psychoanalyse aus Wien 1938 und die Folgen. Wien: Mille Tre Verlag, S. 119-143.
Thompson, N.L. (2011). Ernst Kris: Objects of memory. Journal of the American Psychoanalytic Association 59:1009-1022.
Thompson, N.L. (2012). The Transformation of Psychoanalysis in America: Emigré Analysts and the New York Psychoanalytic Society and Institute, 1935-1961. J. Amer. Psychoanal. Assn., 60:9-44.
Tomlinson, W. C (2008): Sándor Radó und das Schicksal des Berliner Ausbildungsmodells in New York. In: Jb. d. Psya, Bd. 57, S. 117-131.
Young-Bruehl, E. (1988): Anna Freud, eine Biographie. (2 Bände) Wien: Wiener Frauenverlag 1995.
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[1] M. Eitingon an M. Bonaparte, Brief vom 17. 4. 1938; Original: MBP/LoC.
[2] Plenarversammlung der I.U.K. auf dem XV. Internationalen Psychoanalytischen Kongress im August 1938 in Paris (Manuskript: AFML).
[3] Zu den Teilnehmern der Pädagogenkurse vgl.: Mühlleitner & Reichmayr 2003, S. 95f.
[4] A. Freud an A. Tamm, Brief vom 5.12.1946; Kopie: AFP/LoC.
[5] A. Freud an E. Jones, Brief vom 20.4.1938; Original: ABPS.
[6] E. Jones an A. Freud, Brief vom 25.4.1938; Original: ABPS.
[7] A. Freud an E. Jones, Brief vom 26.4.1938; Original: ABPS.
[8] A. Freud an E. Jones, Brief vom 28.4.1938; Original: ABPS.
[9] „How I wish I could have a long talk with you about the situation here. At present you have only my confidence to rely on, but I could then show you on what solid ground it is based. You are right in saying that you need a great deal of information about the character and work of many of the members here. For the rest you have mentioned exactly the qualities needed, courage, common sense, tolerance and above all Mangel an Empfindlichkeit. I think you are richly endowed with these and that is one of the bases of my confidence” (E. Jones an A. Freud, Brief vom 29.4.1938; Original: ABPS).
[10] Zit,. nach Unterlagen im AFML. Diesen Unterlagen sind auch entscheidende Differenzen in den Auffassungen der Wiener und der Londoner Analytiker zu entnehmen.
[11] A. Freud an M. Eitingon, Brief vom 21.11.1938; Original: AFP/LoC.
[12] A. Freud an M. Eitingon, Brief vom 10.12.1938; Original: AFP/LoC.
[13] A. Freud an E. Simmel, Brief vom 26.3.1939; Original: AFP/LoC.
[14] W. Hoffer an O. Fenichel, Brief vom 7. 10. 1941; Original: OFP/LoC.
[15] A. Freud an E. Kris, Brief vom 17. 8. 1943; Original: EKP/LoC.
[16] A. Freud an E. Kris, Brief vom 13. 2. 1944; Original: EKP/LoC.
[17] E. Kris an A. Freud, Brief vom 7. 1. 1946; Original: AFP/LoC. Meine Übersetzung.
[18] A. Freud an I. Schalit, Brief vom 14. 8. 1944; Original: Nachlass Schalit im Israelischen Staatsarchiv. Zit. nach: Rolnik 2008, S. 96f). Rolnik meint, dass Anna Freuds Appell an Schalit „die Institute, die wir noch haben, zu bewahren und zu retten“, als Beweis dafür angesehen werden könne, dass sie der Ansicht gewesen sei, dass die „gute alte“ freudianische Psychoanalyse in Palästina überlebt habe (Rolnik 2008, S. 98).
[19] A. Freud an K. Lévy, Brief vom 3. 7. 1946; Kopie: AFP/LoC.
[20] A. Freud an K. Lévy, Brief vom 28. 11. 1946; Kopie: AFP/LoC.
[21] A. Freud an Ph. Sarasin, Brief vom 26. 3. 1947; Kopie: AFP/LoC.
[22] A. Freud an J. Lampl-de Groot, Brief vom 26. 9. 1947; Kopie: AFP/LoC.
[23] Im November 1949 schrieb Anna Freud an Kata Lévy: „Unser Kindertherapeuten Kurs geht sehr gut. Die erste Gruppe von acht Kandidaten, fünf davon ehemalige Hampstead Nursery Workers, sind schon fertig und in Stellung. Eine zweite Gruppe von acht ist in Ausbildung und macht sich überraschend gut. Ich glaube, sie werden alle sehr brauchbare Leute werden, und der vorige Jahrgang ist im Wissen wirklich nicht weit hinter den analytischen Kandidaten zurück“ (A. Freud an K. Lévy, Brief vom 26. 11. 1949; Kopie: AFP/LoC).
[24] Vor allem Franz Alexander, Sandor Rado und Karin Horney hatten Ansichten vorgetragen, um die es auch schon vor der Ankunft der Wiener Emigranten zu heftigen Konflikten gekommen war (Kirsner 2000; Schmidt 2008; Tomlinson 2008).
[25] A. Freud an E. Jones, Brief vom 15. 5. 1938; Original: ABPS.
[26] E. Jones an L. Kubie, Brief vom 3. 5. 1938; Kopie: ABPS.
[27] Noch 1939 veröffentlichte der Sekretär der WPV, Edward Bibring, im IJ eine letzte Mitgliederliste der WPV, auf der Mitglieder zu finden sind, die in alle Welt verstreut waren und die bis dahin noch von keiner anderen Psychoanalytischen Vereinigung aufgenommen worden waren (IJ, Vol. XX, Parts 3 & 4, S. 514f).
[28] So genannte Laienanalytiker konnten – bis auf wenige Ausnahmen – zwar nicht Mitglied der Vereinigungen werden, aber jeder der wollte konnte außerhalb von Vereinen Psychoanalyse ausüben. Der Staat oder die Gemeinde haben nicht eingegriffen.
[29] L. Kubie an E. Jones, Brief vom 19. 7. 1938; Original: ABPS.
[30] Vgl. die Protokolle vom 10. 12. und vom 19. 12. 1938; Original und Kopie: ABPS.
[31] A. Freud an M. Eitingon, Brief vom 10. 12. 1938; Original: AFP/LoC.
[32] A. Freud an M. Eitingon, Brief vom 23. 2. 1939; Original: AFP/LoC.
[33] 1938, Notes. Psychoanal. Q., 7:590-591.
[34] Die Zahlen differieren, so hat z. B. Nellie Thompson fälschlicherweise angenommen, dass M. Mahler der Ungarischen und nicht der Wiener Vereinigung angehört hatte (Thompson 2012, S. 23).